Präses Latzel: Missbrauchs-Aufarbeitung wird uns lange beschäftigen

Präses Latzel: Missbrauchs-Aufarbeitung wird uns lange beschäftigen

Köln (epd). Der rheinische Präses Thorsten Latzel erwartet, dass die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt auch die evangelische Kirche noch lange beschäftigen wird. „Das Thema bewegt uns stark und wird uns noch lange begleiten“, sagte Latzel der „Kölnischen Rundschau“ (Mittwoch). Er verwies auf die erste bundesweite Studie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), mit der Missbrauch aufgearbeitet wird. Erste Ergebnisse werden im Herbst erwartet.

Der Präses der evangelischen Kirche im Rheinland erklärte, die Situation der evangelischen Kirche unterscheide sich von der katholischen, denn es gebe kein Weihepriestertum, keinen Zölibat, eine andere Sexualmoral und auch Frauen können Ämter ausüben. Deshalb werde die EKD-Studie breiter ansetzen und zum Beispiel auch die Diakonie in den Blick nehmen.

„Nach unserer bisherigen Kenntnis haben wir kein spezifisches Pfarrerinnen- oder Pfarrerproblem, sexuelle Übergriffe gab es ebenso im Bereich des Ehrenamtes und bei anderen Mitarbeitenden“, betonte Latzel. Es sei wichtig, eine Kultur zu entwickeln, „in der so etwas nicht passiert, auch wenn man es niemals wird ganz ausschließen können.“

Auf die EKD-Studie würden weitere regionale Untersuchungen folgen, sagte der leitende Geistliche der zweitgrößten evangelischen Landeskirche. Sexualisierte Gewalt sei zwar ein gesamtgesellschaftliches Problem, aber es betreffe die Kirche besonders. „Weil Menschen, die Hilfe für ihre Seele erfahren sollten, an Körper und Seele verletzt worden sind. Das widerspricht allem, woran wir glauben“, sagte Latzel. Betroffene hätten ein Anrecht auf Aufarbeitung.