Mexiko-Stadt, San José (epd). Die Konsequenzen des absoluten Abtreibungsverbots in El Salvador waren Thema einer Anhörung am Interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshof in San José, Costa Rica, die am Donnerstag (Ortszeit) nach zwei Verhandlungstagen zu Ende gegangen ist. Es ging um den Fall einer schwerkranken Frau aus El Salvador, der ein Gericht 2013 einen Schwangerschaftsabbruch verweigert hatte, obwohl Ärzte ihr zu diesem Schritt geraten hatten.
Das Leben ihrer Tochter sei in Gefahr gewesen, sagte die Mutter der Frau, der unter dem Namen Beatriz bekannt wurde. Dennoch hätten die Ärzte keine Abtreibung vornehmen dürfen, kritisierte sie vor dem Menschenrechtsgerichtshof. Der Schädel und das Gehirn des Fötus hatten sich nicht ausgebildet. Schließlich musste die damals 21-Jährige per Kaiserschnitt entbinden. Das Kind starb fünf Stunden nach der Geburt.
Beatriz, die 2017 bei einem Motorradunfall ums Leben kam, litt zum Zeitpunkt ihrer Schwangerschaft an einer Autoimmunerkrankung. Der Fall Beatriz ist für Menschenrechtsorganisationen und feministische Gruppen zum Symbol ihres Kampfes gegen das absolute Abtreibungsverbot geworden. Während der Anhörung fanden in San José Kundgebungen gegen die Kriminalisierung statt, durch die ständig Frauen in mehreren Ländern Lateinamerikas in Lebensgefahr gebracht werden.
El Salvador steht besonders in der Kritik, da Abtreibungen in dem Land unter allen Umständen verboten sind. Mindestens 180 Frauen mussten sich in den vergangenen 20 Jahren deshalb vor Gericht verantworten, ein Teil von ihnen wurde inhaftiert. Im Dezember 2021 wurden drei Frauen freigelassen, die zuvor zu 30 Jahren Haft verurteilt worden waren.
Sollte das Gericht der Klage gegen den salvadorianischen Staat recht geben, könnte das Konsequenzen auf den restriktiven Umgang mit Schwangerschaftsabbrüchen in El Salvador haben. Ein Urteil wird bis Ende des Jahres erwartet.