Genf (epd). Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte hat sich tief besorgt über die eskalierende Bandengewalt in Haiti geäußert. Von Beginn des Jahres bis Mitte März seien 531 Menschen getötet und weitere 300 verletzt worden, sagte die Sprecherin des Hochkommissariats, Marta Hurtado, am Dienstag in Genf.
Weitere 277 Menschen seien entführt worden, fügte sie hinzu. Die Taten hätten sich vor allem in der Hauptstadt Port-au-Prince ereignet. Allein in den ersten beiden Märzwochen seien bei Zusammenstößen zwischen Banden mindestens 208 Menschen getötet worden. Die meisten Opfer seien von Scharfschützen getötet oder verletzt worden. Berichten zufolge zielten die Schützen wahllos auf Menschen in Häusern oder auf der Straße.
Bandenmitglieder verübten sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen, um die Bevölkerung zu terrorisieren, erklärte Hurtado. Die Kriminellen versuchten auch, durch sexuelle Gewalt gegen entführte Mädchen Lösegeldzahlungen zu erzwingen.
Die Gewalt habe 160.000 Menschen in die Flucht geschlagen und eine schwere Hungerkrise ausgelöst. Rund die Hälfte der Bevölkerung des karibischen Staates habe nicht genug zu essen.
Haiti ist das ärmste Land Lateinamerikas und befindet sich seit Langem in einer wirtschaftlichen und politischen Krise, die immer wieder schwere Gewaltausbrüche hervorruft. In der Hauptstadt kämpfen Banden, die häufig mit politischen Kräften verbunden sind, um die Kontrolle. Haiti hat sich zudem nie vom verheerenden Erdbeben 2010 erholt, bei dem mindestens 200.000 Menschen starben.