Passau (epd). Viele EU-Länder tun nach Ansicht des Migrationsforschers Gerald Knaus nicht genug für ukrainische Geflüchtete. Es brauche mehr Solidarität mit Ukraine-Flüchtlingen und eine humane EU-Grenzpolitik durch Migrationsabkommen, sagte er den Zeitungen der Mediengruppe Bayern (Donnerstag): „Wie kann es sein, dass Tschechien in absoluten Zahlen mehr ukrainische Geflohene aufgenommen hat als Frankreich, Spanien und Italien?“ Alleine in Baden-Württemberg seien mehr Ukrainer untergekommen als in ganz Frankreich.
Es gebe zwar eine europäische Richtlinie, die es Ukrainern erlaube, sich überall in der EU niederzulassen. „Wir haben aber keine Initiative, die dafür sorgt, dass eine ukrainische Mutter mit einem Kind in Frankreich, Italien oder Spanien von der Unterstützung dort auch tatsächlich leben kann“, sagte Knaus. Er sprach sich dafür aus, die private Aufnahme von Flüchtlingen durch eine unbürokratische Pauschale von einigen Hundert Euro im Monat zu unterstützen. So etwas gebe es beispielsweise bereits in Tschechien, Irland und Großbritannien.
„Wenn private Aufnahme in Frankreich, Spanien oder Italien mit 500 Euro vom Staat unterstützt und dann beworben würde, und dies über eine paneuropäische Plattform vermittelt wird, würden dort sicher auch mehr Ukrainer unterkommen“, sagte Knaus. Derzeit erhielten eine ukrainische Mutter mit Kind in Frankreich zum Wohnen 200 Euro im Monat und private Haushalte fast nichts. „Die Aufnahme der vielen Flüchtlinge funktioniert nur dank der privaten Unterstützung“, sagte er. Weil sie lange nötig sei, „sollte man sie überall in der EU unterstützen“.