Amoktat in Hamburg: Ein Mensch weiter in Lebensgefahr

Amoktat in Hamburg: Ein Mensch weiter in Lebensgefahr

Hamburg (epd). Nach dem Amoklauf in einem Gemeindehaus der Zeugen Jehovas in Hamburg schwebt aktuell noch ein Mensch in Lebensgefahr. Insgesamt befinden sich noch sechs Personen im Krankenhaus, wie der stellvertretende Leiter des Hamburger Staatsschutzes, Uwe Stockmann, am Dienstag mitteilte.

Am Donnerstagabend hatte ein Mann in einem Gebetshaus der Zeugen Jehovas im Stadtteil Groß Borstel sieben Menschen und anschließend sich selbst erschossen. Insgesamt neun Personen seien verletzt worden, sieben von ihnen hätten Schusswunden erlitten, hieß es am Dienstag.

Laut Stockmann liegt mittlerweile „ein differenziertes Bild“ des mutmaßlichen Täters Philipp F. vor, „das psychische Auffälligkeiten aufweist“. Der leitende Oberstaatsanwalt Arnold Keller erklärte, derzeit werde die Tat rekonstruiert. Dabei würden auch die Website von Philipp F. sowie ein von ihm veröffentlichtes Buch geprüft. Der mutmaßliche Täter, ein ehemaliges Mitglied der Zeugen Jehovas, sei zuvor strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten, betonte er.

Philipp F. hatte im Dezember vergangenen Jahres im Selbstverlag ein Buch veröffentlicht, das zahlreiche antisemitische Aussagen enthält. Der Autor erklärt darin außerdem Massenmord im Auftrag Gottes für legitim und Adolf Hitler zu einem Werkzeug von Jesus Christus.

Zum möglichen Motiv erklärte Oberstaatsanwalt Keller, es lasse sich nicht ausschließen, dass der mutmaßliche Täter aus Hass gegen die Glaubensgemeinschaft gehandelt habe. Ob darin tatsächlich das Tatmotiv zu suchen sei, könne aber noch nicht abschließend gesagt werden.

Der Täter hatte die Pistole, mit der er den Amoklauf beging, legal besessen. Polizeipräsident Ralf Martin Meyer betonte erneut, er sehe bei der Arbeit der Waffenbehörde keine Fehler. Nach einem anonymen Hinweis zu einer eventuellen psychischen Erkrankung von Philipp F. habe die Behörde bei einem Hausbesuch die Waffenaufbewahrung kontrolliert. In dem anonymen Hinweis sei auch auf das von Philipp F. geschriebene Buch hingewiesen worden. Die Beamten hätten deshalb im Netz den Namen des mutmaßlichen Täters und das Stichwort „Buch“ eingegeben. Auch wenn diese Recherche zu keinem Ergebnis geführt habe, könne er den Beamten „keine Vorwürfe machen“-