Zentralrat plant Stiftung für Rabbiner-Kolleg in Potsdam

Zentralrat plant Stiftung für Rabbiner-Kolleg in Potsdam
Scharfe Kritik von jüdischer Gemeinde Berlin
Der Zentralrat der Juden in Deutschland will die Rabbinerausbildung in Potsdam auf eine neue Grundlage stellen. Eine Stiftung soll die beiden Kollegs übernehmen. Scharfe Kritik kommt von der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.

Potsdam (epd). Die Trägerschaft des Potsdamer Abraham Geiger Kollegs soll nach dem Willen des Zentralrats der Juden in Deutschland künftig von einer Stiftung übernommen werden. Unter deren Dach sollen jeweils in religiös eigenständigen Einrichtungen liberale und konservative Rabbiner ausgebildet werden, teilte der Zentralrat am Donnerstag in Berlin mit. Bund und Länder als Geldgeber erklärten, das Konzept könne ein Schritt in die richtige Richtung sein. Die Jüdische Gemeinde Berlin kritisierte dagegen das Vorhaben des Zentralrats und sprach sogar von „Machtmissbrauch“.

Zentralratspräsident Josef Schuster sagte dem Berliner „Tagesspiegel“ (Donnerstag, Online), mit der Stiftung solle die Trägerstruktur des Geiger Kollegs und des Zacharias Frankel Colleges „auf neue und stabile Beine“ gestellt werden. Viele der rund 100 jüdischen Gemeinden in Deutschland seien auf der Suche nach einem geeigneten Rabbiner.

Schuster bezeichnete die Pläne für die neue Struktur als wichtigen Schritt für die Zukunft der Rabbinerausbildung. „Ein Neuanfang ist notwendig“, sagte er vor dem Hintergrund des Streits über die Rabbinerausbildung in Potsdam, nachdem gegen den langjährigen Kolleg-Rektor Walter Homolka Vorwürfe des Machtmissbrauchs erhoben worden waren. Die Jüdische Gemeinde zu Berlin übernahm im Januar die Trägerschaft für das Geiger-Kolleg. Homolka hatte den Angaben zufolge zuvor seine Anteile an die Gemeinde überschrieben.

Die Übernahme der Rabbinerausbildungsstätten durch die Jüdische Gemeinde zu Berlin geschah laut Schuster „in bester Absicht“. Aufgrund des föderalen Prinzips könnten Rabbinerausbildungsstätten in Trägerschaft einer Jüdischen Gemeinde durch den Zentralrat aber finanziell nicht gefördert werden. Auch dies mache die Neugründung notwendig, um den Bedarf an religiösem Personal aller jüdischen Gemeinden in Deutschland dauerhaft gewährleisten zu können.

Scharfe Kritik kam von der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Der Vorschlag verkenne die aktuelle Sach- und Rechtslage vollständig, erklärte der Gemeindevorsitzende Gideon Joffe am Donnerstag. Er basiere anscheinend auf dem Stand vor der Übernahme der Trägerschaft durch die Gemeinde. Mehrfache Gesprächsanfragen seitens der Gemeinde an den Zentralrat seien ignoriert worden.

Der Zentralrat habe ohne jede Rechtsgrundlage die Auszahlung der zweckgebundenen Bundesmittel für das Abraham Geiger Kolleg eingestellt. Er behindere damit die Rabbinerausbildung massiv, die er doch eigentlich zu schützen vorgebe. Das Gebaren nannte Joffe „Machtmissbrauch in Reinform“.

Das Brandenburger Wissenschaftsministerium, das Bundesinnenministerium und die Kultusministerkonferenz (KMK) als die drei staatlichen Geldgeber erklärten, es sei wichtig, dass die liberale und konservative Rabbinerausbildung in Potsdam fortgeführt werde und Rechtssicherheit für Studierende und Beschäftigte herrsche. Ein künftiges und nachhaltiges Trägermodell müsse durch die jüdische Gemeinschaft abgesichert und akzeptiert sein, betonten sie: Das dafür vom Zentralrat vorgelegte Konzept könne dabei ein Schritt in die richtige Richtung sein.