Berlin (epd). Die Zahl der judenfeindlichen Gewalttaten ist einem Zeitungsbericht zufolge im vergangenen Jahr von 63 auf 88 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Insgesamt 2.639 antisemitische Straftaten verzeichnete das Bundeskriminalamt für das Jahr 2022, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Vizepräsidentin des Bundestags, Petra Pau (Linke), hervorgeht, über die die „Welt“ (Dienstag) berichtet.
Im Vorjahr 2021 seien es noch 3.028 Straftaten gewesen, allerdings seien die üblichen Nachmeldungen noch nicht berücksichtigt. In den vergangenen vier Jahren stieg die Zahl antisemitischer Straftaten dem Bericht zufolge stetig. Unter die Gewalttaten fielen etwa gefährliche Körperverletzungen oder räuberische Erpressung, hinzu kämen Brandanschläge und Volksverhetzungsdelikte.
„Es ist eine Schande für unser Land, wie viel antisemitische Hetze auch heute verbreitet wird und wie häufig Jüdinnen und Juden noch immer angefeindet und angegriffen werden“, sagt Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) der Zeitung. Sie kündigte eine harte Gangart gegen judenfeindliche Straftäter an. „Antisemitische Straftaten müssen für die Täter deutlich spürbare Konsequenzen haben“, sagte sie.
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, sagt, die Zahlen spiegelten das Erleben von Jüdinnen und Juden in Deutschland. „Es bleibt nicht bei Worten und Sachbeschädigungen, sondern die Gewalt richtet sich immer häufiger direkt gegen Jüdinnen und Juden selbst“, sagte Schuster der „Welt“.
Die Linken-Politikerin Pau nannte Antisemitismus „eine Bedrohung für unsere gesamte Gesellschaft“ und kritisierte, dass es teils zu erheblichen und verspäteten Nachmeldungen in der Statistik komme. So habe das Innenministerium die Zahl antisemitischer Straftaten im dritten Quartal 2022 nachträglich von 306 auf 653 Fälle korrigiert. Pau forderte eine stärkere Sensibilisierung der Ermittlungsbehörden hinsichtlich des Antisemitismus.