Brüssel, Stockholm (epd). Europäische Altkleider landen laut einem EU-Bericht oft auf Mülldeponien in Asien oder Afrika. „Die Wahrnehmung, Altkleiderspenden seien großzügige Geschenke an Menschen in Not, entspricht nicht ganz der Realität“, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Studie der Europäischen Umweltagentur (EEA). Mit Daten der Vereinten Nationen sei untersucht worden, welche Entwicklungen es zwischen 2000 und 2019 beim Export gebrauchter Textilien aus der EU gab.
Laut EEA werden oft auch Abfallprodukte als Gebrauchtwaren ausgeführt. Grund hierfür sei, dass die EU-Kennzeichnungen nicht unbedingt dem tatsächlichen Zustand der Textilien entsprächen. Oft bleibe unklar, zu welchem Anteil diese wiederverwertet werden können. 2019 seien etwa 1,7 Millionen Tonnen Altkleider aus der EU exportiert worden. Der Wert habe sich damit seit 2000 verdreifacht und entspreche jährlich fast vier Kilogramm pro EU-Bürger.
Fast die Hälfte der Altkleiderexporte gehe nach Afrika, heißt es in dem Bericht. Dort gebe es eine große Nachfrage nach günstiger Kleidung. Tatsächlich seien viele der Textilien für die Wiederverwertung aber unbrauchbar und landeten als Müll auf offenen und teils illegalen Deponien. Die Einfuhr von Altkleidern aus der EU ist in afrikanischen Ländern schon seit Jahren umstritten. Kritiker verweisen darauf, dass sie die lokalen Textilindustrien schwächen. Deshalb hat Ruanda 2019 den Import von Second-Hand-Kleidung verboten.
Etwa 40 Prozent der europäischen Altkleider gingen 2019 laut dem EEA-Bericht in asiatische Länder - ein deutlich höherer Anteil als noch 2000. Pakistan liegt weltweit an erster Stelle der Empfänger. In Asien würden die Textilien etwa zu Lumpen oder Füllmaterial verarbeitet, teilweise aber ebenfalls entsorgt oder nach Afrika weiterexportiert.
Die EU-Kommission hat 2022 Strategien für Transparenz und Nachhaltigkeit im Handel mit gebrauchten Textilien angekündigt. Um unsachgemäße Entsorgungen zu verhindern, ist laut EEA vor allem ein besseres Verständnis der Handelswege sowie der Bedürfnisse in den Empfängerländern nötig.