Frankfurt am Main, Abuja (epd). Die Wahlen in Nigeria für einen neuen Präsidenten sowie ein neues Parlament sind am Samstag von Unregelmäßigkeiten und Gewalt überschattet worden. Wie die nigerianische Zeitung „The Guardian“ am Sonntag berichtete, war die Wahlbeteiligung enorm, jedoch musste die Wahlkommission (INEC) die Stimmabgabe in den Bundesstaaten Bayelsa und Edo aufgrund von Gewalttätigkeiten auf Sonntag verschieben.
Auch in Borno, im Norden des Landes, kam es zu Zwischenfällen. Dort wurden zwei Mörserbomben auf Menschen geworfen, die anstanden, um ihre Stimme abzugeben. Dabei wurden mindestens fünf Menschen verletzt. Viele blieben anschließend der Wahl fern, aus Angst vor weiteren Angriffen. Es wird vermutet, dass die Terrororganisation Boko Haram für die Attacke verantwortlich ist.
Zum ersten Mal in der Geschichte Nigerias waren elektronische Wahlgeräte eingesetzt worden, um Wahlbetrug zu verhindern. Jedoch fielen in einigen Lokalen die Geräte aus, zudem öffneten einige Wahllokale mit Verspätung, wodurch es zu Verzögerungen kam. Wie die Zeitung „Vanguard“ mit Sitz in Lagos berichtete, begann die Stimmabgabe dadurch teils erst um 15 Uhr.
Mehr als 93 Millionen Menschen hatten sich für die Wahl registrieren lassen. Die Abstimmung in dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas gilt als richtungsweisend. Die größten Chancen werden dem Kandidaten der bisher politisch kaum bedeutsamen Arbeiterpartei, Peter Obi, zugerechnet, sowie Bola Tinubu von der Regierungspartei APC und Atiku Abubakar von der größten Oppositionspartei PDP. Alle drei zeigten sich am Samstag optimistisch über ihren Wahlsieg. Insgesamt traten 18 Kandidaten an. Gewonnen hat, wer die höchste Stimmenzahl und mindestens 25 Prozent der Stimmen in zwei Dritteln der Bundesstaaten bekommt. Sollte niemand die Voraussetzungen erfüllen, treten die beiden führenden Kandidaten bei einer Stichwahl gegeneinander an. Das Wahlergebnis wird innerhalb der nächsten Woche erwartet.
Obwohl Nigeria riesige Ölvorkommen hat, leben viele Menschen in dem westafrikanischen Land in Armut. Nach Angaben der Weltbank hat sich die Wirtschaft nach der coronabedingten Rezession zwar erholt. Aber die mehr als 200 Millionen Nigerianerinnen und Nigerianer leiden unter anderem unter der hohen Inflation. Wegen einer stockenden Währungsreform war zuletzt zudem das Bargeld knapp. Auch Benzin ist vielerorts kaum zu haben.