Frankfurt am Main, Goma (epd). Die Bevölkerung der ostkongolesischen Provinzhauptstadt Goma leidet laut dem Konfliktforscher Nene Morisho zunehmend unter dem Vormarsch der M23-Rebellen. Seit Wochen nähmen die Kämpfe in der Region zu, sagte Morisho dem Evangelischen Pressedienst (epd). Stück für Stück habe die bewaffnete Gruppe strategisch wichtige Städte und Straßen eingenommen, sodass Goma praktisch umzingelt sei. „Die Versorgung mit Nahrung ist extrem schwierig geworden“, sagte der Direktor des in Goma ansässigen Pole-Instituts.
„Wir hatten vier bis fünf Jahre relative Stabilität. Relativ, weil bewaffnete Gruppen immer vor Ort waren und die Region geplündert haben“, sagte Morisho. „Aber die waren nicht so stark wie die M23 und sie haben nicht versucht, Goma einzunehmen.“ Dem Wissenschaftler zufolge sind die Preise in der Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu extrem gestiegen. Für ein Huhn, das vor sechs Monaten noch umgerechnet sieben US-Dollar gekostet habe, müssten inzwischen 20 US-Dollar bezahlt werden.
„Das ist beängstigend. Die Menschen sind frustriert und wütend“, sagte Morisho. In den vergangenen Monaten war es immer wieder zu teils gewaltsamen Protesten gegen die Präsenz internationaler Truppen in der Region gekommen, etwa der UN-Mission Monusco. Ihnen wurde vorgeworfen, nicht für Frieden zu sorgen. Nach Angaben des Leiters des Pole-Instituts sind auch bis zu 300 weiße Söldner in Goma. Sie seien ein „weiterer Stressfaktor“, sagte er. „Man sieht sie überall in der Stadt. Wir sehen sie mit der kongolesischen Armee herumfahren.“ Es gibt keine offizielle Erklärung der kongolesischen Regierung zur möglichen Präsenz von Söldnern im Land.
Auch die für Dezember angesetzten Präsidenten und Parlamentswahlen in der Demokratischen Republik (DR) Kongo sorgten für zusätzliche Spannungen, sagte Morisho. Die meisten Politiker seien mit bewaffneten Gruppen verbandelt und benutzten diese, um ihre Wiederwahl zu sichern. „Das bedeutet, dass die bewaffneten Gruppen während der Wahlperioden sehr viel aktiver und gewalttätiger sind.“
Im Ostkongo herrscht seit Jahrzehnten ein blutiger Konflikt um Macht und die Kontrolle der reichhaltigen Rohstoffvorkommen. Vor etwa einem Jahr hatten die M23-Rebellen nach zehn Jahren Ruhe wieder angefangen, Gebiete zu besetzen. Dem Nachbarland Ruanda wurde unter anderem von den UN vorgeworfen, die Gruppe zu unterstützen. Der ruandische Präsident Paul Kagame bestreitet die Vorwürfe.