Bonn (epd). Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hat in einem Fernseh-Interview die Notwendigkeit eines schnellen Waffenstillstandes in der Ukraine bekräftigt. „Mir ist wichtig, dass es in Deutschland nicht nur ständig eine Diskussion um noch mehr Waffen, erst Helme, dann Verteidigungswaffen, dann Angriffspanzer und vielleicht auch Jagdbomber gibt, sondern dass die Diskussion sich darauf konzentriert, wie schnellstmöglich das Töten in der Ukraine gestoppt werden kann“, sagte Käßmann am Samstag dem Fernsehsender Phoenix am Rande einer Friedenskundgebung in Bonn. Viele Menschen in Deutschland hätten Angst, dass sich der Krieg ausweiten könne. Es gebe „eine reale Angst vor einem Atomkrieg - und das können wir nicht einfach wegwischen“, erklärte die ehemalige Landesbischöfin von Hannover.
Sie verstehe zwar die Argumente derjenigen, die darauf pochten, dass die Ukraine vor Verhandlungen die besetzten Gebiete zurückerhalten müsse, „aber wie viele Hunderttausende Tote soll es noch geben bis dahin?“, fragte Käßmann. Zugleich kritisierte sie die Waffenlieferungen an die Ukraine. Gerade in Deutschland sei es über Jahrzehnte eine elementare Position gewesen, keine Waffen in Kriegs- und Krisengebiete zu liefern. „Dass das einfach über den Haufen geworfen wird, dafür müssen wir uns als Deutsche verantworten“, mahnte sie.
Die Theologin ist Erstunterzeichnerin des umstrittenen Manifests der Publizistin Alice Schwarzer und der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht. Sie habe nicht damit gerechnet, dass sich auch die AfD und rechte Kreise dem Manifest für den Frieden anschließen würden. „Ich finde das bedrückend und belastend. Wir müssen uns offenbar damit abfinden, dass die rechte Szene rund um die AfD ständig Aktionen kapern will“, sagte Käßmann. Sie lehne dies ab und betone klar: Wer für den Frieden demonstriere, könne nicht den Nationalismus befördern wollen. „Ich werde deshalb nicht zu Hause bleiben und sagen, jetzt traue ich mich nicht mehr auf die Straße und dort meine Meinung zu sagen.“