Berlin (epd). Die traditionsreiche Friedensorganisation „Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs“ (IPPNW) unterstützt das umstrittene „Manifest für Frieden“ von Linken-Politkerin Sahra Wagenknecht und Publizistin Alice Schwarzer. „Wir haben diesen Appell unterschrieben, weil wir denken, dass Waffenstillstand der Weg ist zum Frieden“, sagte die Co-Vorsitzende Angelika Claußen am Samstag im RBB-Inforadio.
Am Samstag werden in Berlin rund 10 000 Teilnehmende zu einer Kundgebung „Aufstand für den Frieden“ erwartet, zu der Wagenknecht und Schwarzer aufgerufen hatten. Das Bündnis adressiere Russland klar als den Verursacher des Krieges, sagte Claußen. Das „Manifest für Frieden“, mit dem zeitgleich eine Petition gestartet wurde, war in die Kritik geraten, weil es zu Verhandlungen zwischen Kriegsparteien im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine aufruft und von beiden Seiten Zugeständnisse fordert.
Clausen hält die Unterstützung der Ukraine trotzdem für den falschen Weg: „Waffenlieferungen verlängern und vergrößern das Leid.“ Es bestehe weiterhin das Risiko der Eskalation in einen Atomkrieg. „Das muss verhindert werden, diese Eskalation können wir nicht zulassen“, sagte die Ärztin.
Sie räumte ein, dass der Krieg gegen die Ukraine die IPPNW in ein Dilemma gestürzt habe: „Was müssen wir denn höher bewerten: Das unveräußerliche Recht auf Leben und Gesundheit, für das wir Ärztinnen und Ärzte jeden Tag in unserem Berufsalltag einstehen, oder das Recht der ukrainischen Bevölkerung und des ukrainischen Staats auf Selbstverteidigung gegen diesen russischen Angriffskrieg?“
Die Friedensorganisation war 1980 in einer Phase der Blockkonfrontation zwischen Ost und West von Ärzten aus der damaligen Sowjetunion und den USA gegründet worden. 1985 wurde sie mit dem Friedensnobelpreis geehrt.