Silvesterkrawalle: Berlin investiert Millionensumme in Jugendarbeit

Silvesterkrawalle: Berlin investiert Millionensumme in Jugendarbeit
Nach Übergriffen auf Polizei und Feuerwehr in der Silvesternacht wird in Berlin mit Hochdruck nach Lösungen gesucht. Der Senat will Strafverfolgung sicherstellen und die Ursachen bekämpfen. Dafür sollen bis 2024 insgesamt 90 Millionen Euro fließen.

Berlin (epd). Das Land Berlin will unter dem Eindruck der Silvesterkrawalle die Jugendarbeit bis zum Jahresende mit 20 Millionen Euro stärken. Bis Ende 2024 seien darüber hinaus weitere 70 Millionen Euro nötig, sagte die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) am Mittwoch nach dem zweiten Berliner Gipfel gegen Jugendgewalt: „Die gestiegene Aggression und die brutalen Gewalttaten gegen Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr waren eine Zäsur, die entschlossenes Handeln erfordert.“

Die sieben Jugendabteilungen der Staatsanwaltschaft sollen demnach mit je einem weiteren Staatsanwalt samt zugehörigem Personal ausgestattet werden. Zudem müsse das sogenannte Neuköllner Modell für zeitnahe Strafen zu einem Berliner Modell ausgebaut werden, sagte Giffey. Im Hinblick auf steigende Jugendkriminalität sagte sie, 10.000 junge Menschen, die in Berlin auf die schiefe Bahn gerieten, seien zu viel. An Berliner Schulen werden demnach 300.000 Kinder und Jugendliche unterrichtet.

Die Regierende Bürgermeisterin kündigte für März einen Senatsbeschluss zu 29 geplanten Maßnahmen zur Eindämmung und Prävention von Jugendgewalt an. So sollen neben der Verfolgung von Straftaten Eltern- und Sozialarbeit, Stadtteile und Orte für Jugendliche gestärkt werden. Vorhandene Strukturen würden ausgebaut und zielgruppenspezifische Angebote gestärkt, hieß es.

Bis Ende 2024 seien für Eltern- und Schulsozialarbeit 24,6 Millionen Euro, für die Jugendsozialarbeit 22 Millionen Euro, für starke Stadtteile und Orte für Jugendliche 41 Millionen Euro und für die Stärkung der Justiz 2,2 Millionen erforderlich. Dabei werde nicht nach dem Gießkannenprinzip vorgegangen, sagte Giffey. Nötig seien vielmehr zielgruppenspezifische Maßnahmen. Darüber hinaus müssten Vorbereitungen auf ein Silvester getroffen werden, „an dem nicht alle Jugendeinrichtungen geschlossen sind“.

Allein beim Landesprogramm Jugendsozialarbeit an Schulen werden demnach 60 neue Stellen eingerichtet. Für die Beratung und Begleitung potenziell gewaltbereiter Jugendlicher sollen je 13 weitere Psychologen und Sozialarbeiter eingestellt werden. Zur Vermittlung von mehr Respekt gegenüber Einsatzkräften werden 350.000 Euro für Workshops an Schulen mit Feuerwehr und weiteren Trägern bereitgestellt. Für den Ausbau der Arbeit mit Vätern und Männern sind 600.000 Euro vorgesehen.

Gewalt habe es in der Silvesternacht nicht nur im Bezirk Neukölln, sondern auch in Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg, Tempelhof-Schöneberg und Marzahn gegeben, sagte Giffey. Für die kommende Silvesternacht sei eine Mischung aus Regulierung, Planung der Einsatzkräfte und Angeboten für Jugendarbeit erforderlich.

Für die Berliner Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) geht es darum, bestehende Strukturen zu stärken. Neue Projekte würden den Verwaltungsaufwand erhöhen, ohne die nötige Wirkung zu erzielen. Wichtig sei, Eltern direkt anzusprechen und Sozialarbeit bereits in Kitas anzubieten. Darüber hinaus forderte sie, Väter verstärkt in die Arbeit mit den Familien einzubeziehen. Bei einem dritten Berliner Gipfel gegen Jugendgewalt soll im Oktober eine erste Zwischenbilanz gezogen werden.