Accra (epd). Deutschland und Ghana erwägen eine Koalition für bessere Arbeits- und Produktionsbedingungen im Kakao-Sektor. Es gehe darum, für bessere Arbeitsbedingungen auf Kakaoplantagen zu sorgen, sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil am Montagabend in der ghanaischen Hauptstadt Accra zum Auftakt der Westafrika-Reise mit Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (beide SPD). Firmen, aber auch Regierungen müssten entlang der Lieferketten ihrer Verantwortung gerecht werden.
Ghanas Handelsminister Samuel Abu Jinapor bekräftigte die Bereitschaft seines Landes, gemeinsam mit Deutschland daran zu arbeiten, Lieferketten nachhaltig und transparent zu gestalten. In Zukunft solle ein größerer Anteil am globalen Umsatz der Schokoladenindustrie im Land bleiben. Heil und Schulze waren am Montag zu einer fünftägigen Reise nach Ghana und in die Elfenbeinküste aufgebrochen.
Begleitet werden der Arbeitsminister und die Entwicklungsministerin vom Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), Gilbert Houngbo. Auf dem Programm stehen Gespräche mit Regierungsvertretern sowie Projektbesuche in der Textil- und Kakaoindustrie. Nach einem Gespräch mit dem ghanaischen Präsidenten Nana Akufo-Addo sagte Schulze, es sei deutlich geworden, dass man für das Völkerrecht stehe und gegen den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Vor der Reise hatte die SPD-Politikerin die Verantwortung Deutschlands für die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards in globalen Lieferketten betont. Mit Blick auf das seit Anfang des Jahres geltende Lieferkettengesetz sagte Schulze, es komme bei der Umsetzung der neuen Regeln darauf an, dass den Menschen am Anfang der Lieferketten geholfen werden, „darunter viele Frauen und Kinder“. Dafür brauche es eine „starke entwicklungspolitische Flankierung“.
Am 1. Januar ist in Deutschland das Lieferkettengesetz in Kraft getreten, das Unternehmen dazu verpflichtet, Umwelt- und Menschenrechtsstandards entlang des gesamten Produktionswegs sicherzustellen. Sowohl in Ghana als auch in der Elfenbeinküste arbeiten dem Entwicklungsministerium zufolge mehr als 80 Prozent der Beschäftigten in informellen Arbeitsverhältnissen mit niedrigen Löhnen und prekären Bedingungen.