Oldenburg, Delmenhorst (epd). Das letzte Verfahren gegen ehemalige Vorgesetzte des Patientenmörders Niels Högel ist vom Landgericht Oldenburg eingestellt worden. Der Stationsleiter des Klinikums Delmenhorst sei nach Einschätzungen eines medizinischen Sachverständigen aufgrund seines gesundheitlichen Zustandes dauerhaft verhandlungsunfähig, teilte ein Gerichtssprecher am Donnerstag mit. Bereits am 13. Oktober vergangenen Jahres hatte das Gericht sechs mitangeklagte Vorgesetzte Högels freigesprochen. (Az.: 5 Ks 20/16 und 5 Ks 23/16).
Die Staatsanwaltschaft hatte den Vorgesetzten ursprünglich Beihilfe zum Totschlag beziehungsweise versuchten Totschlag durch Unterlassen vorgeworfen. Dies konnte den Angeklagten aber nicht nachgewiesen werden. Der Vorsitzende Richter Sebastian Bührmann betonte zwar in der Urteilsbegründung zu den Freisprüchen, es habe unter Kollegen und Vorgesetzten ein beträchtliches Misstrauen gegenüber Högel gegeben, welches sich im Laufe der Zeit noch steigerte. Doch könne daraus kein vorsätzliches Handeln im Hinblick auf eine Beihilfe zu einem Tötungsdelikt durch Unterlassen abgeleitet werden.
Högel wurde 2019 wegen 85-fachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Er hatte Patienten mit Medikamenten vergiftet, um sie anschließend reanimieren zu können. So wollte er als Lebensretter glänzen. Högel war zunächst in Oldenburg, später am Delmenhorster Krankenhaus beschäftigt. Seine Haft verbüßt er in der Oldenburger Justizvollzugsanstalt.