Gütersloh (epd). Die Solidarität der EU-Bürgerinnen und Bürgern mit den Menschen in der Ukraine ist einer Umfrage zufolge nach wie vor hoch. Knapp ein Jahr nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs sind 61 Prozent der Europäerinnen und Europäer überzeugt, dass die Ukraine den Krieg gewinnen wird, wie die Bertelsmann Stiftung am Donnerstag in Gütersloh zu den Ergebnissen der aktuellen „eupinions“-Umfrage erklärte. 68 Prozent der Befragten stimmten zudem der Aussage zu, dass die Attacke auf die Ukraine ein Angriff auf ganz Europa sei.
Für die repräsentative Umfrage wurden laut der Co-Autorin der Studie, Isabell Hoffmann, rund 13.300 Menschen im Alter von 16 bis 70 Jahren in den 27 Staaten der Europäischen Union befragt. Der Schwerpunkt lag dabei auf den sieben Ländern Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien sowie den Niederlanden, Polen und Spanien. Kooperationspartner ist die belgische King Baudouin Stiftung.
Die Deutschen sind laut der Studie am wenigsten optimistisch, was einen Sieg der Ukraine betrifft. Doch glaube hierzulande immer noch eine Mehrheit von 55 Prozent daran, hieß es. Die Italiener sind in der Frage gespalten: 51 Prozent der Interviewten stimmten demnach der Aussage „Die Ukraine wird diesen Krieg gewinnen“ zu. In Polen, dem Nachbarland der Ukraine, teilen dagegen 81 Prozent der Staatsbürgerinnen und -bürger die Überzeugung eines Sieges. In den Niederlanden sind es 68 Prozent, in Frankreich und Spanien 65 und 62 Prozent.
Die größten Unterschiede offenbarten sich bei der Frage nach der Wirksamkeit der Sanktionen gegen Russland, hieß es weiter. 40 Prozent der Befragten in den 27 EU-Ländern hielten Sanktionen für wirksam, ebenso viele halten sie dagegen für wirkungslos. Rund 20 Prozent seien unentschieden. Einigkeit herrscht den Angaben zufolge bei der Frage nach der Schuld am Krieg: 66 Prozent sagen, dass Russland die Verantwortung für den Krieg trage.
Generell fühlten sich die Europäerinnen und Europäer zurzeit sehr unter Druck, sagte Hoffmann, Expertin zum Thema europäische Integration bei der Bertelsmann Stiftung. So meinten 66 Prozent in der EU-weiten Befragung, dass die Welt heute gefährlich und früher ein viel besserer Ort gewesen sei. Weitere 28 Prozent stimmten einer dieser Aussagen zu. Nur sechs Prozent verneinten laut Hoffmann beides.
„Das Level der Verunsicherung ist zurzeit außergewöhnlich hoch“, stellte die Expertin fest. In Anbetracht der Brutalität des Krieges, seiner Auswirkungen und der allgemeinen Bedrohungslage sei das wenig überraschend. „Wirklich bemerkenswert aber ist, dass die hochgradig Verunsicherten ebenso hinter der Ukraine stehen wie die Gesamtheit der EU-Bürgerinnen und Bürger“, betonte Hoffmann.