Berlin (epd). In Berlin ist am Dienstag an den gewaltsamen Tod von Hatun Sürücü vor 18 Jahren erinnert worden. Die Berlinerin kurdischer Herkunft war im Alter von 23 Jahren am 7. Februar 2005 wegen ihres unabhängigen Lebensstils von ihrem Bruder in der Tempelhofer Oberlandstraße erschossen worden. Dort befindet sich heute ein Gedenkstein, an dem auch in diesem Jahr am Nachmittag ein Kranz niedergelegt werden sollte. Der Femizid an der jungen Frau hatte damals eine Debatte über sogenannte „Gewalt im Namen der Ehre“ und Zwangsheirat ausgelöst.
Berlins Gleichstellungssenatorin Ulrike Gote (Grüne) erklärte, „meine Gedanken sind heute bei Hatun Sürücü, aber auch bei Zohra G. und allen weiteren Frauen und Mädchen, die Opfer eines Femizids geworden sind“. Sie erinnerte dabei auch an Frauen und Mädchen, die gegen ihren Willen in eine Ehe gezwungen werden oder auf andere Art geschlechtsspezifische Gewalt erfahren.
Gewalt gegen Frauen sei ein gesamtgesellschaftliches Problem und der Femizid die extremste Form, sagte Gote. Die Tötung einer Frau, weil sie eine Frau ist, sei ein Hassverbrechen und extreme Manifestation männlicher Dominanz.
Der sogenannte Ehrenmord an Sürücü sorgte bundesweit für Entsetzen. Die junge Mutter stand kurz vor dem Abschluss ihrer Gesellinnenprüfung zur Elektroinstallateurin, als sie getötet wurde. Ihr Bruder Ayhan wurde wegen Mordes zu einer Jugendstrafe von neun Jahren und sechs Monaten verurteilt und später in die Türkei abgeschoben. Die Afghanin Zohra G. war im April 2022 in Berlin-Pankow auf offener Straße von ihrem Ehemann umgebracht worden, weil sich die sechsfache Mutter von ihm trennen wollte.