Berlin (epd). Jeder siebte Verbraucher in Deutschland (14 Prozent) hat einer Umfrage zufolge in jüngster Zeit sein Konto überzogen oder seinen Dispokredit in Anspruch genommen. Wie der Verbraucherzentrale Bundesverband am Freitag in Berlin mitteilte, gaben 48 Prozent von ihnen an, dass die höheren Lebenshaltungs- und Energiekosten der Grund dafür seien, dass ihr Konto zwischen Anfang September bis Anfang Dezember 2022 ins Minus gerutscht ist. Fast jeder zehnte Befragte geht davon aus, dass er die gestiegenen Kosten auch auf Dauer nicht tragen kann. Zuerst hatte der SWR über die Befragung berichtet.
Der Bundesverband der Verbraucherzentralen sieht darin eine Überschuldungsgefahr für Verbraucherinnen und Verbraucher und forderte die Politik zum Handeln auf. Ramona Pop, Vorständin des Verbandes, sagte dem SWR, der Dispokredit sei eigentlich dafür da, „um zum Monatsende vielleicht mal 100 Euro oder 150 Euro zu überbrücken, bis das nächste Gehalt oder das nächste Einkommen kommt. Aber er ist nicht dafür da, dauerhaft das Leben daraus zu finanzieren.“
Bei vielen Menschen entspreche der Disporahmen dem zwei- oder dreifachen Monatseinkommen. „Wenn man da einmal reingerät, ist die Wahrscheinlichkeit leider sehr hoch, dass man da nicht wieder rauskommt“, sagte sie und sprach sich dafür aus, den maximalen Rahmen für einen Dispokredit stärker zu begrenzen.
Dispokredite sind in der Regel sehr teuer, wie der Verbraucherverband erklärte. Die vergleichsweise hohen Zinsen führten bei langfristiger Nutzung zu erheblichen Kosten.
Der Bundesverband der Verbraucherzentralen forderte die Bundesregierung auf, eine effektive Hilfe bei Überschuldung sicherzustellen. Nötig seien unter anderem eine Begrenzung des Disporahmens, ein Zinseszins-Verbot, um explodierende Zinsen zu verhindern, und ein leichterer Zugang zu kostenfreien Schuldnerberatungen.
Für die repräsentative Studie ließ der Verbraucherzentrale Bundesverband vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa vom 8. bis 12. Dezember rund 1.000 Menschen befragen.