Berlin (epd). Die Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann, warnt vor einer drohenden Zunahme schwerer Krebserkrankungen infolge der Corona-Pandemie. „Durch mangelnde Früherkennung und ausgefallene Behandlungen kann es sein, dass wir gerade bei Krebserkrankungen eine Bugwelle von zusätzlicher Krankheitslast vor uns herschieben“, sagte Reimann den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag).
Besorgniserregend sei etwa die Entwicklung bei den Darmkrebs-Operationen. Sie seien im vergangenen Jahr um 16 Prozent gegenüber dem Vor-Pandemie-Zeitraum zurückgegangen. Kritisch sei zudem der Rückgang bei Krebs-Vorsorgeuntersuchungen. Daten aus 2022 zeigten, dass die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen im ersten Halbjahr insbesondere bei Gebärmutterhalskrebs und Hautkrebs um jeweils 11 Prozent gegenüber 2019 zurückgegangen sei.
„Die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen ist bislang nicht wieder auf das alte, vorpandemische Niveau zurückgekommen“, sagte Reimann. Wer Vorsorgeuntersuchungen nicht wahrnehme, erhöhe sein Risiko für schwere Krankheitsverläufe. „Je später eine Erkrankung entdeckt wird, desto schwieriger wird oft die Behandlung“, erklärte die Kassen-Chefin.
Die Auswertung der Versichertendaten für das vergangene Jahr zeige insgesamt einen „alarmierenden“ Trend: Die Zahl der Krankenhausbehandlungen und der Vorsorgeuntersuchungen habe nach 2020 und 2021 auch im dritten Pandemiejahr weiter abgenommen. 2022 seien die Krankenhausfälle bis November um 15 Prozent gegenüber 2019 zurückgegangen. Die Menschen seien aber wahrscheinlich nicht gesünder als früher.