Steinmeier betont Bedeutung von jüdischem Welterbe am Rhein

Steinmeier betont Bedeutung von jüdischem Welterbe am Rhein

Mainz, Worms (epd). Die Zeugnisse der mittelalterlichen jüdischen Gemeinden in Mainz, Worms und Speyer sollen nach Überzeugung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier künftig mehr Besucher aus aller Welt anziehen. Er wünsche sich, dass die sogenannten „SchUM“-Stätten zu einer Begegnungsstätte und einem „lebendigen Symbol für ein friedliches Miteinander werden“, sagte er am Mittwoch bei einem Festakt in der Mainzer Synagoge: „Ich glaube, das hätte auch den alten Rabbis gefallen.“ Anderthalb Jahre nach der Aufnahme in die Weltkulturerbe-Liste erhielt Steinmeier dort von Unesco-Generaldirektorin Audrey Azoulay die offizielle Anerkennungsurkunde.

Der Bundespräsident, der am Vormittag zunächst in Worms den Friedhof „Heiliger Sand“ und die dortige Synagoge besucht hatte, erinnerte daran, dass erstmals jüdische Kulturdenkmäler in Deutschland als Welterbe anerkannt worden seien. „Die Monumente und Grabsteine in Speyer, Worms und Mainz erzählen in einzigartiger Dichte von der tiefen Verwurzelung der Jüdinnen und Juden in unserem Land, vom Aufblühen ihrer Kultur, von Selbstbehauptung und Emanzipation“, sagte Steinmeier. Sie erzählten aber auch „von Antisemitismus und Judenhass, von Zerstörung und Verfolgung, bis hin zum Zivilisationsbruch der Schoah“. Er sei unendlich dankbar, dass so vieles dennoch die Jahrhunderte überdauert habe. Allerdings sei jüdisches Leben in Deutschland immer noch bedroht: „Es ist sogar wieder stärker bedroht“, mahnte Steinmeier.

Die Unesco-Generaldirektorin Azoulay erklärte, die „SchUM“-Gemeinden am Rhein seien einst die „Wiege eines philosophischen und kulturellen Raums“ gewesen und damit ein Paradebeispiel für den universellen Wert der Welterbestätten.

Im Mittelalter hatten sich die Juden aus den drei Städten am Rhein zum Bund der „SchUM“-Gemeinden zusammengeschlossen, der seinen Namen von den Anfangsbuchstaben der hebräischen Städtenamen von Speyer (Schpira), Worms (Warmaisa) und Mainz (Magenza) erhalten hatte. Die „SchUM“-Gemeinden gelten als Wiege der mitteleuropäischen jüdischen Kultur, allerdings wurden viele Erinnerungen an die einst reiche jüdische Geschichte der drei Städte bei judenfeindlichen Pogromen, Kriegen oder während der NS-Diktatur zerstört. Bestandteile des Unesco-Welterbes sind die alten jüdischen Friedhöfe von Mainz und Worms, der Wormser Synagogenbezirk und der Speyerer Judenhof mit seinem Ritualbad.