Jüdische Verlegerin: Antisemitismus mit Humor begegnen

Jüdische Verlegerin: Antisemitismus mit Humor begegnen
29.01.2023
epd
epd-Gespräch: Franziska Hein

Berlin (epd). Antisemitismus und Judenhass darf man laut der Verlegerin und Filmemacherin Myriam Halberstam auch mit Humor begegnen. Dabei müsse jedoch immer beachtet werden, dass man sich nicht über die Opfer lustig mache, sagte Halberstam dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es sei die urjüdische Art der Auseinandersetzung: „Wenn man machtlos ist, wenn man sich nicht anders wehren kann, dann macht man einen Witz daraus“, sagte Halberstam.

Halberstam, die selbst Jüdin ist, hat eine Cartoon-Sammlung über Antisemitismus unter dem Titel „Antisemitismus für Anfänger“ veröffentlicht. 2023 werden die Karikaturen in vier Ausstellungen in ganz Deutschland präsentiert, darunter in Hessen, Niedersachsen und Bayern.

Sie habe sich geärgert über den grassierenden Antisemitismus und dessen stärkere Sichtbarkeit in den vergangenen Jahren. „Diese Situation bedrückt nicht nur mich“, sagte sie. Man könne zwar versuchen, Menschen über ihre antisemitischen Vorurteile aufzuklären, aber über den Humor würde man viele Menschen vielleicht noch besser erreichen. Wer Spaß habe, lerne besser. „Wenn man sich nicht mehr ärgern möchte, gibt es nur die Alternative, dass man darüber lacht“, sagte Halberstam.

Über Cartoons und Witze zum Thema Antisemitismus könne man lachen, wenn die Cartoons sich korrekt auf der Seite der Opfer von Antisemitismus positionierten. Unterschwelliger Antisemitismus werde entlarvt, wenn dieser in die Lächerlichkeit gezogen und seine Mechanismen aufgezeigt würden. Auf diese Weise könne man beginnendem Antisemitismus oder auch vererbten Vorstellungen etwas entgegensetzen.

Jüdischer Humor sei demokratischer Humor und zeige Missstände auf. Er stelle sich auf die Seite der „Underdogs“. „Lachen kann von dieser Schwere, von dieser Hilflosigkeit befreien und den Opfern von Hass und Unterdrückung die Kontrolle über die Situation zurückgeben“, sagte Halberstam.