Flüchtlingswelle nach Kämpfen im Süden Sudans

Flüchtlingswelle nach Kämpfen im Süden Sudans
Nach Ausbruch neuer Kämpfe im Süden des Sudan überqueren immer mehr Menschen die Grenzen in den Südsudan. Jeden Tag fliehen etwa 100 Menschen, wie eine Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR am Dienstag in Genf mitteilte.

Erschwerend komme die Lebensmittelknappheit im südlichen Sudan hinzu. "Mit dem absehbaren Ende der Regenzeit wird die Zahl der Flüchtlinge voraussichtlich weiter zunehmen." Im Flüchtlingslager Yida, das im Grenzgebiet liegt, würden bis Ende des Jahres bis zu 80.000 Flüchtlinge erwartet, 15.000 mehr als derzeit dort leben.

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Die Sprecherin warnte, die Sicherheit der Flüchtlinge sei wegen der Nähe zur Grenze und der anhaltenden Spannungen zwischen beiden Ländern nicht gewährleistet. Zudem sei die Versorgung des entlegenen Camps schwierig, weil alle Straßen der Region nach den schweren Regenfällen unpassierbar seien.

Das UNHCR kritisierte zudem südsudanesische Sicherheitskräfte wegen willkürlicher Verhaftungen und dem Missbrauch von Flüchtlingen. Derzeit bemühe man sich, die Flüchtlinge freizubekommen. Die südsudanesische Armee verdächtigt die Festgenommenen offenbar, auf sudanesischer Seite zu kämpfen, hat dafür aber keine Beweise vorgelegt.

Zu welchem Staat gehört die ölreiche Region um die Stadt Abyei?

In Süd-Kordofan und im ebenfalls an den unabhängigen Südsudan grenzenden sudanesischen Bundesstaat Blauer Nil kämpft die sudanesische Armee gegen Rebellen, die der südsudanesischen Regierung nahestehen und von ihr unterstützt werden sollen. Flüchtlinge berichten von Bombardierungen der sudanesischen Luftwaffe auch auf zivile Ziele. Zu den betroffenen sudanesischen Bundesstaaten haben Hilfsorganisationen seit einem Jahr keinen Zugang. Der UN-Sicherheitsrat hatte erst am Freitag erneut alle Konfliktparteien aufgerufen, humanitären Zugang zu ermöglichen.

Unterdessen gingen die Verhandlungen um die Beilegung des Grenzkonflikts beider Staaten am Dienstag weiter. Sudans Präsident Omar al-Baschir und sein südsudanesischer Amtskollege Salva Kiir verhandeln seit Sonntag in Addis Abeba über eine militärische Pufferzone und das weitere Vorgehen zur Markierung der Grenzen. Offizielle Angaben über den Verhandlungsstand gab es nicht. Im Mittelpunkt steht die Frage, zu welchem Staat die ölreiche Region um die Stadt Abyei gehört. Ein Ultimatum des UN-Sicherheitsrats, das im Fall des Ausbleibens einer Einigung beiden Staaten Sanktionen androht, lief am Samstag ab.

Die Unabhängigkeit des Südsudan am 9. Juli 2011 hatte einen Schlusspunkt unter einen jahrelangen Friedensprozess gesetzt, der einen zwei Jahrzehnte währenden Bürgerkrieg zwischen dem islamisch-arabisch geprägten Norden und dem afrikanischen Süden beendet hatte. Allerdings sind die genauen Grenzverläufe zwischen beiden Ländern noch ungeklärt, unter anderem, weil sich in der Grenzregion die meisten Ölvorkommen der Region befinden.