Köln, New York (epd). Unicef sieht durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine die Bildung von mehr als fünf Millionen Kindern in Gefahr. Die jüngsten Attacken auf die Elektrizitäts- und andere Energieinfrastrukturen im Land hätten dazu geführt, dass fast alle Kinder in der Ukraine keine dauerhafte Stromversorgung mehr hätten, erklärte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen am Dienstag, dem Internationalen Tag der Bildung. Ihre Teilnahme am Online-Unterricht sei oft nicht möglich. Bislang hatten demnach mehr als 1,9 Millionen Kinder Zugang zu Online-Lernangeboten, und 1,3 Millionen Kinder nahmen an einer Kombination aus Präsenz- und Online-Unterricht teil.
Der anhaltende Einsatz von Explosionswaffen auch in bewohnten Gebieten habe dazu geführt, dass Tausende Schulen, Vorschulen und andere Bildungseinrichtungen im ganzen Land beschädigt oder zerstört seien, erläuterte Afshan Kahn, Unicef-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien. Gleichzeitig zögerten viele Eltern, ihre Kinder aus Sicherheitsgründen in die Schule zu schicken. Bereits zuvor hätten zwei Jahre Corona-Pandemie erhebliche Lernverluste bedeutet. Im Osten des Landes litten ukrainische Kinder seit acht Jahren unter Krieg und Gewalt.
Unicef fordert ein Ende der Angriffe auf Bildungseinrichtungen und andere zivile Einrichtungen, einschließlich der Energieinfrastruktur. Es müsse sichergestellt werden, dass Kinder Zugang zu Lernmaterialien haben. Gleichzeitig müssten der Wiederaufbauplan der Ukraine und Anstrengungen für die Sanierung und Wiedereröffnung von Schulen und Vorschulen unterstützt werden.
Auch die Situation außerhalb der Ukraine nannte Unicef besorgniserregend. Schätzungsweise zwei von drei geflüchteten Kindern nähmen derzeit nicht am Unterricht in den Bildungssystemen der Aufnahmeländer teil. Gründe seien begrenzte Kapazitäten und die Tatsache, dass sich viele geflüchtete Familien zu Beginn der Krise und während des Sommers für das ukrainische Online-Lernangebot entschieden hätten in der Hoffnung auf eine Rückkehr in die Ukraine.
„Es ist nicht möglich, die Bildung von Kindern einfach auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben und darauf zurückzukommen, wenn andere Prioritäten erledigt sind, ohne die Zukunft einer ganzen Generation zu riskieren“, betonte Khan. Unicef appellierte an die Aufnahmeländer, der Integration der ukrainischen Kinder in die nationalen Bildungssysteme Priorität einzuräumen. Geflüchtete Familien bräuchten klare und leicht zugängliche Informationen.