Gütersloh (epd). Immer mehr Abiturientinnen und Abiturienten entscheiden sich laut einer Studie für eine Berufsausbildung. Der Anteil der Schulabgänger mit Hochschulreife, die eine duale oder schulische Ausbildung beginnen, sei binnen zehn Jahren von 35 Prozent auf 47,4 Prozent gestiegen, erklärte die Bertelsmann Stiftung bei der Veröffentlichung der Untersuchung am Dienstag in Gütersloh. Zugleich verschlechterten sich jedoch die Ausbildungschancen von Schülerinnen und Schülern mit Hauptschulabschluss.
Von einer mangelnden Attraktivität der Berufsausbildung für Abiturienten könne keine Rede sein, sagte der Autor der Studie, Dieter Dohmen. Auch interessierten sich diese keineswegs zu wenig für berufliche Ausbildungen, erklärte der Direktor des Forschungsinstitutes für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS), das die Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erstellt hat.
Jugendliche mit Hauptschulabschluss haben es hingegen immer schwerer, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, wie es hieß. Bei ihnen verringerte sich der Anteil derjenigen, die eine Berufsausbildung begannen, zwischen 2011 und 2021 um ein Fünftel. Auch die Gesamtzahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge ging laut der Studie in dieser Zeit um knapp zehn Prozent auf 706.000 zurück.
Bei den Schulabgängern mit mittlerem Schulabschluss, etwa von der Realschule, seien die Übergangsquoten in die Ausbildung in den letzten 15 Jahren bei etwa 80 Prozent relativ stabil geblieben. Die niedrigsten Quoten mit zuletzt nur rund 30 Prozent verzeichneten die Forscher bei jungen Menschen ohne Abschluss. Im Jahr 2021 befanden sich der Untersuchung zufolge zudem rund 225.000 Jugendliche in Übergangsmaßnahmen, um den Schulabschluss zu verbessern oder sich auf den Ausbildungseinstieg vorzubereiten. 2005 seien es 417.000 junge Menschen gewesen.
„Dramatisch“ sei die Entwicklung jedoch bei 15- bis 24-Jährigen, die sich weder in Ausbildung, noch in der Schule oder im Job befinden, sagte der Bildungsforscher Dohmen. Zu dieser Gruppe wurden 2021 rund 630.000 Menschen gezählt, zwei Jahren zuvor waren es noch 492.000. „Viel zu viele Jugendliche gehen auf dem Arbeitsmarkt leer aus oder fallen ganz aus dem System“, beklagte Dohmen.
Für die Studie „Monitor Ausbildungschancen 2023“ griff das Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie unter anderem auf Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung, der Bundesagentur für Arbeit, des Statistischen Bundesamts sowie der EU-Statistikbehörde Eurostat zurück.