Bernburg (epd). Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) hat am Samstag die Gedenkstätte für die Opfer der nationalsozialistischen Euthanasie-Programme in Bernburg in Sachsen-Anhalt besucht. Im Bereich des ehemaligen Krematoriums gedachte sie der ermordeten rund 14.000 Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten sowie der Häftlinge aus den Konzentrationslagern.
Bei einer Kranzniederlegung erklärte Bas, es gehe auch um die Frage, „wie wir an die Opfer erinnern wollen, wenn keine Zeitzeugen mehr da sind“. Auch heute gebe es in Deutschland Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit. In diesem Zusammenhang wies sie auf die Bedeutung der Jugendarbeit der Gedenkstätte hin.
Auf einer Bilderwand von NS-Opfern im ehemaligen Krematorium wurde in Anwesenheit von Bas ein Foto der im Frühjahr 1942 in Bernburg ermordeten Mary Pünjer enthüllt. Die aus einer jüdischen Hamburger Kaufmannsfamilie stammende Frau wurde 1940 unter dem Vorwand der „Asozialität“ als „Lesbierin“ verhaftet und später in der als Gasmordanstalt genutzten „Landes-Heil- und Pflegeanstalt“ Bernburg ermordet.
Auf dem Gelände des heutigen Fachklinikums Bernburg befand sich ab 1940 eine der sechs zentralen sogenannten Euthanasie-Anstalten, in denen vermeintlich kranke oder behinderte Menschen mit Gas getötet wurden. Im Spätsommer 1943 wurde die Anstalt Bernburg geschlossen. Die baulichen Überreste der Vernichtungsanlage blieben zum Teil erhalten, darunter die Gaskammer.