Rettungsschiffe bringen Geflüchtete nach Norditalien

Rettungsschiffe bringen Geflüchtete nach Norditalien

Frankfurt a.M. (epd). Zwei private Rettungsschiffe haben Geflüchtete zum norditalienischen Hafen Ancona gebracht. 73 Überlebende, darunter 19 unbegleitete Minderjährige, hätten endlich nach einer unnötig langen Reise an Land gehen können, teilte die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“, die die „Geo Barents“ betreibt, am Donnerstag mit. Auch die von der Besatzung der „Ocean Viking“ geretteten 37 Flüchtlinge konnten an Land gehen. Nach einer über 1.500 Kilometer langen Fahrt und einem heftigen Gewitter seien die Menschen sicher in Ancona angekommen, erklärte die Organisation SOS Méditerranée.

Beide Besatzungen hatten die Geflüchteten jeweils am 7. Januar aus seeuntüchtigen Schlauchbooten vor der libyschen Küste aus Seenot gerettet. Daraufhin war ihnen sofort der weit entfernte Hafen zugewiesen bekommen. Mehrfache Anfragen nach einem näheren Hafen, auch wegen des extrem schlechten Wetters, wurden den Organisationen zufolge abgelehnt - ebenso wie eine Umschiffung der Geretteten von einem Schiff auf das andere, damit wenigstens ein Rettungsschiff im zentralen Mittelmeer bleiben könnte.

„Dass beide Schiffe gleichzeitig zu einem so weit entfernten Hafen geschickt wurden, zeigt, dass die italienischen Behörden die Zeit reduzieren wollen, die wir in der Rettungszone auf weitere Notrufe reagieren können“, erklärte „Ärzte ohne Grenzen“. Diese Vorgehensweise verstoße gegen internationales Seerecht.

Seit Amtsübernahme der neuen rechtsnationalistischen Regierung in Italien im Oktober warnen Hilfsorganisation vor einer Zunahme von Todesfällen auf dem Mittelmeer. Dort gibt es keine staatliche Seenotrettung. Lediglich die privaten Schiffe halten nach Flüchtlingen in Seenot Ausschau. Laut einem neuen Dekret müssen sie die Geretteten direkt nach jedem Einsatz an Land bringen. Dazu wird ihnen ein weit entfernter Hafen zugewiesen.

Das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Im vergangenen Jahr starben dabei nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration mehr als 2.000 Menschen oder werden vermisst. In diesem Jahr wurden bereits 25 Opfer registriert.