Burladingen (epd). Das Städtchen Burladingen im Zollernalbkreis wäre wohl unbekannt, wenn Trigema-Chef Wolfgang Grupp ihm nicht zu bundesweiter Bekanntheit verholfen hätte. Die Verbindung seines kernigen Unternehmertums, der Standorttreue („100 Prozent Made in Germany“) und seiner unbestrittenen TV-Tauglichkeit machten Grupp berühmt und den Firmensitz Burladingen auf der Schwäbischen Alb gleich mit. Sein jüngstes Bauwerk, vor einigen Wochen erst fertiggestellt, löst im Ort einiges Kopfschütteln aus. Der Textilunternehmer hat für sich und seine Familie eine geräumige Grabanlage bauen lassen.
Für den 675 Quadratmeter großen privaten Totenhain hat Grupp (80) nichts dem Zufall überlassen. Eine hohe Mauer, die mit grobem weißem Putz beworfen ist, umzäunt das Familiengrab. An der Mauer sind sechs Bronzeplatten eingelassen, die erste ist bereits für den Chef reserviert. Sein Name sowie sein Geburtsdatum, der 4. 4. 1942, sind schon eingraviert. Für den Fall der Fälle muss lediglich das Sterbedatum eingestanzt werden.
In Medienberichten war bereits von einem „Mausoleum“ die Rede, das sich der Herr der deutschen Unterwäsche hier errichtet habe. Das trifft nicht zu, denn im Inneren begehbar ist die Anlage nicht. Familie Grupp hat vielmehr ein schönes Randstück des öffentlichen Friedhofs eingefriedet. Es handelt sich um Reihengräber de luxe mit viel Freiraum, verschönt durch einen Brunnen und ein modernes hohes Kreuz.
Der private Friedhof innerhalb des städtischen Friedhofs ist frei zugänglich; er wird von den Einheimischen immer wieder beäugt und aufgesucht. Zu auffällig ist das gesamte Konstrukt, das sich auch ohne Mausoleum stark von den bescheidenen Gräbern ringsum abhebt.
Im Ort kommt der Park mit den Gruppschen Grablegen nicht besonders gut an. „Das ist schon ziemlich extrem“, sagt eine Frau, die gerade die Gräber ihrer Verwandten aufsucht, um dort eine Kerze zu platzieren. Sie will wie alle anderen Befragten nicht namentlich genannt werden; in Burladingen ist Trigema der mit Abstand größte Arbeitgeber. Und wer dort nicht arbeitet, kennt mindestens zwei Leute, die bei der prominenten Familie in Lohn und Brot stehen. „Dieses Grab ist eine Geschmackssache“, meint eine Verkäuferin im Trigema-Testgeschäft diplomatisch, während sie ein Polohemd verpackt.
Andere Befragte sehen Wolfgang Grupps postmortalen Bezirk als ziemlich abgehoben. „Wie passt das zu der katholischen Einstellung dieses Mannes?“, fragt ein Rentner, der früher selbst in der Textilbranche sein Geld verdiente. Er erinnert daran, dass der Unternehmer in seiner Villa direkt gegenüber dem Firmensitz eine Kapelle eingerichtet habe. Grupp bekenne sich zu seiner katholischen Prägung. Mit christlicher Demut jedenfalls sei diese eigenwillige Nekropole kaum vereinbar, sagt der Rentner.
Wolfgang Grupp nimmt diese und andere Vorwürfe eher gelassen. Er sagte dem SWR: „Ein anderer bestimmt ja, wie lange ich lebe. Und wenn er vorhat, mich zu holen, dann bin ich bereit.“