Berlin (epd). Der Leiter des Rassismusmonitors beim Berliner DeZim-Institut, Cihan Sinanoglu, hat zu einer Versachlichung der Diskussion über die Angriffe auf Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr in der Silvesternacht aufgerufen. In der Debatte gebe es „Einordnungen, die ganz klar rassistisch sind“, sagte er dem Berliner „Tagesspiegel“ (Dienstag). Nach derzeitigem Kenntnisstand sei kein Zusammenhang zwischen Migrationshintergrund und Böllerverhalten zu erkennen, betonte der Vertreter des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM).
Sinanoglu rief dazu auf, zu untersuchen, welcher Gesellschaftsschicht die Täter angehörten und wie lange sie schon in Deutschland lebten. Es müsse auch nach ihren Motiven und ihren Erfahrungen mit der Polizei gefragt werden, sagte er unter Hinweis auf sogenanntes Racial Profiling, ein auf äußerlichen Merkmalen beruhendes Handeln von Sicherheitskräften.
„Wir wissen noch viel zu wenig über die Silvesternacht. Einfache Antworten bringen uns da nicht weiter“, sagte der Leiter des Rassismusmonitors.
Sinanoglu warnte davor, das Verhalten der Täter auf eine bestimmte Kultur oder Herkunft zurückzuführen: „Dann kann man nämlich nicht erklären, warum sich Jugendliche ohne Migrationshintergrund in ostdeutschen Dörfern oder westdeutschen Großstädten zum Teil ähnlich verhalten.“ Es gelte, pauschale Zuschreibungen zu vermeiden. In einer „postmigrantischen Gesellschaft“ müsse beim Thema Integration über alle Gruppen gesprochen werden, nicht nur über Zuwanderer. Nötig sei zunächst eine vernünftige Diagnose.