Frankfurt a.M., Rom (epd). Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist am Samstagmorgen im Vatikan im Alter von 95 Jahren gestorben. Wie Vatikan-Sprecher Matteo Bruni mitteilte, ist Benedikts Trauerfeier für den kommenden Donnerstag auf dem Petersplatz geplant. Papst Franziskus wird das Requiem leiten. Die Trauerfeier werde im Zeichen der Schlichtheit stattfinden, sagte Bruni.
Benedikt starb am Silvestermorgen um 9.34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae, in dem er seit seinem freiwilligen Rücktritt 2013 lebte. 2005 war Benedikt, mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger, als erster Deutscher seit der frühen Neuzeit zum Papst gewählt worden. Von Montag an soll sein Leichnam in der Petersbasilika aufgebahrt werden.
Aus Deutschland kamen Anteilnahme und große Anerkennung für den Tod des gebürtigen Bayers und ehemaligen Münchner Erzbischofs (1977-1982). „Die Nachricht vom Tod Seiner Heiligkeit Benedikt XVI. erfüllt mich mit großer Trauer“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) laut Mitteilung. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte, ihn habe Benedikts Glaube, dessen Intellekt und Weisheit sowie seine menschliche Bescheidenheit immer tief beeindruckt.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) drückte auf Twitter ihre Anteilnahme aus: „Vieles aus seiner reichen theologischen, wissenschaftlichen und seelsorgerischen Lebensleistung wird lange nachwirken“, schrieb sie. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erklärte, Benedikts Tod berühre ihn sehr. „Wir trauern um unseren bayerischen Papst“, so Söder. Benedikt XVI. war am 16. April 1927, einem Karsamstag, im bayerischen Marktl am Inn zur Welt gekommen.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte, es sei ein Tag der Trauer, aber für ihn auch ein Tag der Dankbarkeit und des Respekts vor „einem großen Mann der Kirche“. „Er war uns ein großes Geschenk“, sagte er in Limburg vor Journalisten. Der Limburger Bischof nannte Benedikt einen „brillanten Theologen“. Wie kaum jemand sonst, habe er versucht, die Tiefen des Glaubens den Menschen deutlich zu machen. Er habe Generationen von Theologie-Studierenden geprägt.
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer würdigte den Verstorbenen als „Jahrhunderttheologen“, dessen Werk ungezählten Gläubigen geistliche Nahrung und Stärkung vermittelt habe. Voderholzer bezeichnete Benedikt XVI. zudem als „Mozart der Theologie“, der mit seiner Schönheit der Sprache Freude bereitet habe.
Auch die evangelische Kirche lobte Benedikts Lebensleistung als Theologe. „Joseph Ratzinger hat mit großem Scharfsinn und intellektueller Prägnanz theologische Beiträge geleistet, die weit über die katholische Kirche hinaus die Christenheit insgesamt und die Öffentlichkeit beeindruckt haben“, erklärte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, in Hannover.
Doch aus ökumenischer Perspektive gab es nicht nur Lob für Benedikts Wirken. Er habe sich zwar um ökumenischen Dialog bemüht, sagte der bayerische Landesbischof und frühere EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm mit. Seine Äußerungen zum Verhältnis zwischen Protestanten und Katholiken hätten aber auch „Verletzungen“ hinterlassen.
Zudem blieben bis zuletzt auch Fragen zu seinem persönlichen Umgang mit Missbrauchstätern im Erzbistum München und Freising offen. Benedikt war der erste Papst, der sich persönlich mit Missbrauchsopfern traf. Aber zuletzt wurden ihm durch die Veröffentlichung eines Gutachtens im Erzbistum München selbst Fehler im Umgang mit Missbrauchstätern vorgeworfen. Die Vorwürfe wies Benedikt bis zuletzt zurück, entschuldigte sich jedoch in einem Brief bei den Opfern sexualisierter Gewalt. „Mit diesen offenen Fragen müssen wir leben“, erklärte der Bischofskonferenz-Vorsitzende Bätzing.