Berlin (epd). Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat den emeritierten Papst Benedikt XVI. nach seinem Tod als prägende Persönlichkeit gewürdigt. ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp erklärte am Samstag in Berlin, seine Wahl zum Papst 2005 habe „viele mit Stolz, vor allem aber mit Hoffnung“ erfüllt. Für manche habe sich diese Hoffnung erfüllt. Für andere sei die unerfüllte Sehnsucht geblieben, Antwort auf die Frage zu finden, „wie Christsein im 21. Jahrhundert gelingen kann“, erklärte die Präsidentin des Komitees, das sich für die Interessen von Laien in der katholischen Kirche einsetzt.
Nach seinem Rücktritt im Februar 2013 habe Benedikt XVI. Respekt und Anerkennung erfahren, sagte Stetter-Karp. „Die ganze Welt - auch ich selbst - staunte über diesen Schritt, der vielleicht neue Maßstäbe für das Verständnis des Papsttums gesetzt hat.“ Im Zuge seiner wissenschaftlichen Laufbahn als Professor für Dogmatik an mehreren Universitäten sei er „zu einem scharfen Kritiker von Theologien geworden, die er als zeitgeistig eingeschätzt hat.“ Dabei habe er aber nicht auf Denkverbote gesetzt, sondern auf Dialog.
Stetter-Karp erinnerte auch an die irritierenden Aussagen des früheren Papstes und Kardinals. So habe er etwa mit seiner Regensburger Rede über Glaube, Vernunft und Gewalt von 2006 „eine temporäre Verstörung in den Beziehungen zur islamisch geprägten Welt“ ausgelöst. Auch sein Rat zur „Entweltlichung“ 2011 habe viele irritiert, so die ZdK-Präsidentin. Sein Verweis Ende 2021 auf Erinnerungslücken zu Missbrauchsfällen aus seiner Zeit als Erzbischof und Kardinal in München habe dem emeritierten Papst ebenfalls Kritik eingebracht. Aus einem im Januar 2022 veröffentlichtes Gutachten ging schließlich hervor, dass er teils Täter im Amt belassen und lediglich versetzt hatte.
Benedikt XVI. war am Samstagvormittag gestorben, wie der Vatikan mitteilte. Der emeritierte Papst wurde 95 Jahre alt. Er stand von 2005 bis 2013 an der Spitze der katholischen Kirche. Nach acht Jahren als Pontifex verzichtete Benedikt XVI. 2013 überraschend auf das Papstamt und lebte fortan zurückgezogen im Vatikan.