Frankfurt a.M., Rom (epd). Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist tot. Er sei am Samstag um 9.34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben, teilte Vatikan-Sprecher Matteo Bruni am Silvestermorgen per Bulletin in Rom mit. Benedikt, der mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger hieß, stand von 2005 bis 2013 an der Spitze der katholischen Kirche. Deutsche Kirchenvertreter und Politiker würdigten den gebürtigen Bayern als Intellektuellen und Ausnahme-Theologen.
Wie der Vatikan-Sprecher am Vormittag weiter mitteilte, ist Benedikts Trauerfeier für kommenden Donnerstag, 9.30 Uhr, auf dem Petersplatz geplant. Das Requiem werde Papst Franziskus leiten. Von Montag an wird Benedikts Leichnam Bruni zufolge in der Petersbasilika aufgebahrt, sodass die Öffentlichkeit von ihm Abschied nehmen kann.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte, ihn habe Benedikts Glaube, dessen Intellekt und Weisheit sowie seine menschliche Bescheidenheit immer tief beeindruckt. Steinmeier unterstrich zudem die besondere Rolle, die der frühere Papst für Deutschland hatte. „Die Wahl eines Papstes aus dem Mutterland der Reformation und eines Intellektuellen, der sich den Dialog zwischen Glaube und Vernunft zur Lebensaufgabe gemacht hatte, war für viele Menschen auf der ganzen Welt ein wichtiges Zeichen.“
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) drückte auf Twitter ihre Anteilnahme aus: „Vieles aus seiner reichen theologischen, wissenschaftlichen und seelsorgerischen Lebensleistung wird lange nachwirken“, schrieb sie.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erklärte, Benedikts Tod berühre ihn sehr. „Wir trauern um unseren bayerischen Papst“, so Söder. CDU-Vorsitzender Friedrich Merz sagte: „Wir verneigen uns in Trauer und Dankbarkeit vor dem Lebenswerk des Heiligen Vaters Papst Benedikt XVI.“
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, betonte, Benedikt sei ein „beeindruckender Theologe“ und „erfahrener Hirte“ gewesen. „Wir trauern um eine Persönlichkeit, die der Kirche auch in schwierigen Zeiten Hoffnung und Richtung vermittelt hat“, erklärte der Limburger Bischof. Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße drückt seinen besonderen Respekt vor Benedikts Rücktritt im Jahr 2013 aus. „Er wusste seine schwindenden Kräfte realistisch einzuschätzen und hatte die Größe loszulassen.“ Neben seiner Theologie und seiner „grandiosen Fähigkeit zur freien Rede“ werde er wohl mit diesem frei gewählten Rücktritt in die Geschichte eingehen, so Heße.
Auch die evangelische Kirche lobte Benedikts Lebensleistung als Theologe. „Joseph Ratzinger hat mit großem Scharfsinn und intellektueller Prägnanz theologische Beiträge geleistet, die weit über die katholische Kirche hinaus die Christenheit insgesamt und die Öffentlichkeit beeindruckt haben“, erklärte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, in Hannover.
Kurschus' Amtsvorgänger Heinrich Bedford-Strohm sagte, Benedikt habe sich immer um den ökumenischen Dialog bemüht. Allerdings habe die Erklärung „Dominus Jesus“, die der damalige Kardinal Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation 2000 veröffentlicht hatte, „Verletzungen hinterlassen, die nachgewirkt haben“, so der bayerische Landesbischof. Der Erklärung zufolge seien die protestantischen Kirchen nicht „Kirche im eigentlichen Sinne“. Die damit verbundene Vorstellung, dass die katholische Kirche die eigentliche Kirche sei und anderen Kirchen nur „kirchliche Gemeinschaften“, sei kein wirklich tragfähiges Konzept von Ökumene.
Benedikt XVI. wurde am 16. April 1927 im bayerischen Marktl am Inn geboren. 1977 wurde er Münchner Erzbischof. 1982 berief ihn Papst Johannes Paul II. zum Präfekten der vatikanischen Glaubenskongregation, 2005 wurde der Deutsche als Nachfolger des Polen selbst zum Papst gewählt. Nach acht Jahren als Pontifex verzichtete Benedikt XVI. 2013 überraschend auf das Papstamt und lebte fortan zurückgezogen im Vatikan.
Benedikt war der erste Papst, der sich persönlich mit Missbrauchsopfern traf. Aber zuletzt wurden ihm durch die Veröffentlichung eines Gutachtens zum Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum München selbst Fehler im Umgang mit Missbrauchstätern in der katholischen Kirche vorgeworfen. Die Vorwürfe wies Benedikt bis zuletzt zurück, entschuldigte sich jedoch in einem Brief bei den Opfern sexualisierter Gewalt.