Frankfurt a.M., Rom (epd). Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist am Samstagmorgen im Vatikan im Alter von 95 Jahren gestorben. „Schmerzerfüllt muss ich mitteilen, dass Benedikt XVI., Papst Emeritus, heute um 9.34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben ist“, teilte Vatikan-Sprecher Matteo Bruni am Silvestermorgen per Bulletin in Rom mit. Benedikt, der mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger hieß, stand von 2005 bis 2013 an der Spitze der katholischen Kirche.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, würdigte Benedikt als „beeindruckenden Theologen“ und „erfahrenen Hirten“. „Wir trauern um eine Persönlichkeit, die der Kirche auch in schwierigen Zeiten Hoffnung und Richtung vermittelt hat“, erklärte der Limburger Bischof am Samstag.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) drückte auf Twitter ihre Anteilnahme aus: „Vieles aus seiner reichen theologischen, wissenschaftlichen und seelsorgerischen Lebensleistung wird lange nachwirken“, schrieb sie. Der frühere Bundestagspräsident,Norbert Lammert (CDU) sagte, die herausragende Bedeutung des Theologen Joseph Ratzinger werde „mit zunehmendem Abstand zum Pontifikat des Papstes Benedikt immer deutlicher“.
Auch die evangelische Kirche lobte Benedikts Lebensleistung als Theologe. „Joseph Ratzinger hat mit großem Scharfsinn und intellektueller Prägnanz theologische Beiträge geleistet, die weit über die katholische Kirche hinaus die Christenheit insgesamt und die Öffentlichkeit beeindruckt haben“, erklärte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, am Samstag in Hannover.
Bundesfinanzminister Christian Lindner erklärte bei Twitter, Benedikt XVI. sei eine geschichtsträchtige Persönlichkeit und ein nicht unumstrittener Intellektueller gewesen. „Heute aber gedenken wir ihm als Menschen“, schrieb der FDP-Vorsitzende, der vor Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten ist.
Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche sieht“ kritisierte das Wirken Benedikts. Er sei ein „widersprüchlicher Theologe“ gewesen, der ein schweres Erbe hinterlasse, erklärte die Bewegung in München. Er habe die römisch-katholische Kirche „über Jahrzehnte in rückwärtsgewandter Weise geprägt“.
Benedikt XVI. wurde am 16. April 1927 im bayerischen Marktl am Inn geboren. Nach seiner Priesterweihe 1951 schlug er zunächst eine wissenschaftliche Laufbahn ein, bevor er 1977 Münchner Erzbischof wurde. 1982 berief ihn Papst Johannes Paul II. zum Präfekten der vatikanischen Glaubenskongregation, 2005 wurde der Deutsche als Nachfolger des Polen selbst zum Papst gewählt.
Nach acht Jahren als Pontifex verzichtete Benedikt XVI. 2013 überraschend auf das Papstamt und lebte fortan zurückgezogen im Vatikan. Das letzte Mal war Benedikt im Sommer 2020 nach Deutschland gereist, um sich in Regensburg von seinem im Sterben liegenden Bruder Georg zu verabschieden.
Benedikt war der erste Papst, der sich persönlich mit Missbrauchsopfern traf. Aber zuletzt wurden ihm durch die Veröffentlichung eines Gutachtens zum Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum München selbst Fehler im Umgang mit Missbrauchstätern in der katholischen Kirche vorgeworfen.