Frankfurt a.M., Banda Aceh (epd). Nach wochenlanger Odyssee ist ein weiteres Boot mit Rohingya-Flüchtlingen an Indonesiens Küste angekommen. Wie die indonesische Nachrichtenagentur Antara am Dienstag berichtete, wurden die 185 Menschen in eine Auffangunterkunft in der Provinz Aceh gebracht. Bei den Geflüchteten handelt es sich demnach um 83 Männer, 70 Frauen und 32 Kinder.
Das Boot erreichte die Küste an der Nordwestspitze Sumatras am Montagnachmittag. Nur einen Tag vorher war ein anderes Boot mit insgesamt 57 männlichen Rohingya in Indonesien angekommen. Hilfsorganisationen nahmen die Versorgung der Menschen auf, wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) mitteilte. Die Flüchtlinge sind den Angaben nach dehydriert und erschöpft. Es wird vermutet, dass sie zusammen mit anderen Rohingya in mehreren Booten vor einem Monat von Bangladesch aus gestartet waren. Wochenlang hatten sie hilflos auf dem Meer getrieben.
Erst vor wenigen Tagen hatte das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) wiederholt zur Rettung von Rohingya-Bootsflüchtlingen aufgerufen. Mittlerweile gehen Menschenrechtsorganisationen und Familien von Geflüchteten davon aus, dass ein weiteres Boot mit mehr als 180 Menschen an Bord bereits Anfang Dezember gesunken ist.
Immer wieder versuchen Rohingya, über den Seeweg aus Myanmar oder den Flüchtlingscamps in Bangladesch zu flüchten. Allein aus Myanmars westlichem Bundesstaat Rakhine sind laut UNHCR innerhalb des vergangenen Jahrzehnts mehrere Tausend Rohingya mit Booten in Nachbarstaaten geflohen. Sollten sich die jüngsten Todeszahlen bewahrheiten, wäre 2022 mit etwa 400 Toten und Vermissten eines der tödlichsten Jahre für Rohingya-Bootsflüchtlinge. Schätzungen des UNHCR zufolge sind seit 2013 mindestens 2.500 Rohingya auf ihrer Flucht über den Seeweg ums Leben gekommen.
Die muslimischen Rohingya sind im mehrheitlich buddhistischen Myanmar nicht als ethnische Minderheit anerkannt. Stattdessen werden sie seit Jahrzehnten systematisch verfolgt und diskriminiert. Ende August 2017 gab es eine brutale Militäroffensive, bei der mehr als 800.000 Rohingya nach Bangladesch vertrieben wurden. Dort leben sie bis heute unter erbärmlichen Bedingungen in Camps. UN-Ermittler sowie Menschenrechtler werfen Myanmar Völkermord an den Rohingya vor.