Woelki: "Massive Bretter zu bohren" bei Aufarbeitung von Missbrauch

Woelki: "Massive Bretter zu bohren" bei Aufarbeitung von Missbrauch

Köln (epd). Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki hat sein Vorgehen bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im Erzbistum verteidigt. Nach seiner Amtsübernahme in der Bistumsverwaltung habe er ein „Chaos“ im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen vorgefunden, sagte er der „Kölnischen Rundschau“ (Dienstag). „Es gab Akten, die man überall suchen musste“, sagte Kardinal Woelki. „Da hatte ich massive Bretter zu bohren. Gegen den Widerstand so einiger im Erzbistum Köln.“

Mit Blick auf die Ermittlungen der Kölner Staatsanwalt, die untersucht, ob Woelki im Zusammenhang mit der Aufklärung von Missbrauchsfällen zwei falsche eidesstattliche Erklärungen abgegeben haben könnte, erklärte der Kardinal, er warte die Ergebnisse mit „vollkommener Gelassenheit“ ab. Zu einer Liste über seinerzeit beschuldigte Geistliche, die eine ehemalige Mitarbeiterin nach ihren eigenen Angaben 2015 zur Vorlage bei Woelki erarbeitet hatte, sagte der Erzbischof, dass er an diese Liste „wirklich keine Erinnerung mehr“ habe.

Auf Kritik an seiner Person reagierte er mit Unverständnis: Er finde es merkwürdig, dass immer nur Köln im Fokus stehe. „Klar: Hier gibt es einen Kardinal, der im Feuer steht, also schütten wir noch ein Kännchen Benzin dazu, dann brennt es einfach noch heftiger.“ Woelki hob hervor, dass über seine Zukunft als Kölner Erzbischof alleine der Papst zu entscheiden habe. „Ich kann diese Weihe nicht einfach abschütteln wie eine lästige Fluse am Bischofsrock.“

Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt gegen Woelki wegen des Verdachts einer falschen eidesstattlichen Versicherung. Es geht unter anderem um die Frage, wann er von mutmaßlichen Missbrauchstaten von Winfried Pilz, dem früheren Präsidenten des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“, wusste. Woelki hat eidesstattlich versichert, er habe erst Ende Juni dieses Jahres davon erfahren. Die frühere Assistentin des Personalchefs im Kölner Generalvikariat widerspricht dieser Darstellung.

Bereits zuvor war der Kölner Erzbischof wegen seines Umgangs mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in seinem Erzbistum heftig in die Kritik geraten. Der Papst hatte im vergangenen Jahr Gutachter in die Diözese geschickt, um die Situation dort zu evaluieren. Anschließend hatte er Woelki eine sechsmonatige Auszeit verordnet, die Anfang März endete. Woelki nahm seine Amtsgeschäfte wieder auf. Zugleich reichte er ein Rücktrittsgesuch ein. Die Entscheidung des Papstes darüber steht noch aus.