München (epd). Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sieht in der Jahreslosung für 2023 einen Auftrag für alle Christinnen und Christen. Die Losung „Du bist ein Gott, der mich sieht“ aus dem 1. Buch Mose (Kapitel 16, Vers 13) ist nach Ansicht Bedford-Strohms eine Aufforderung, selbst die Augen offenzuhalten für die anderen Menschen. Der Satz sei für ihn zugleich eine persönliche Aufmunterung - etwa in Situationen, in denen er sich selber nicht gut fühle und „das Gefühl habe, ich habe was falsch gemacht“, erklärte der Bischof im Gespräch mit der Evangelischen Funk-Agentur (efa).
Dies so sagen zu können, dass Gott einen mit allen Schwächen sehe und dennoch vertraut und liebt, sei wunderbar, betonte Bedford-Strohm. Die Aussage der Lösung stamme aus einer Geschichte über eine ägyptische Sklavin, die „wie Abfall behandelt wird und dann am Ende aber von Gott Kraft bekommt und diesen Satz sagen kann: Du siehst mich!“.
Zugleich sei der Satz Auftrag für sein Amt als Landesbischof: „Ich sehe das für mich selbst als Verpflichtung, dass ich meine Augen aufmache und gerade vielleicht auf die schaue, die in der Gesellschaft vergessen werden, die man leicht übersieht und selber dann sie wirklich auch sehe, wahrnehme und wenn es sein muss, ihnen auch beistehe.“
Die Jahreslosung gibt es schon seit fast 90 Jahren, sie wird von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen in einem langen Prozess ausgewählt. Weil die Auswahl immer vier Jahre vorher stattfinde, sei die jeweils aktuelle gesellschaftliche oder politische Situation noch gar nicht bekannt, erläuterte Bedford-Strohm.