Frankfurt a.M., Livorno (epd). Das deutsche Rettungsschiff „Sea-Eye 4“ hat mit 108 im Mittelmeer geretteten Menschen an Bord den Hafen von Livorno erreicht. In der italienischen Stadt hätten die Seenotretter am Freitag die Geflüchteten von Bord gebracht und den Behörden übergeben, teilte die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye mit. Der Verein betreibt das Schiff und hatte die Flüchtlinge, darunter unbegleitete Kinder, vor der libyschen Küste und im zentralen Mittelmeer aus Seenot gerettet.
Sea-Eye kritisierte, dass die Behörden in Rom den weit entfernten Hafen von Livorno in der Toskana zugewiesen hätten. Es habe mehrere Tage gedauert, ehe das Schiff die Mission dort habe beenden können. „Es deutet vieles darauf hin, dass es eine neue Strategie der italienischen Behörden ist, so schnell wie möglich Häfen zuzuweisen, die so weit wie möglich entfernt sind“, sagte Sprecher Gorden Isler. Damit werde versucht, Rettungsschiffe so schnell und so lange wie möglich aus dem Einsatzgebiet fernzuhalten.
Zuvor hatte bereits die „Life Support“ der italienischen Organisation Emergency zum Abschluss ihrer ersten Rettungsfahrt 142 Menschen nach Livorno gebracht. Derweil war die „Rise Above“ am Freitag mit etwa 80 Flüchtlingen an Bord auf dem Weg nach Tarent. Wie der Dresdner Verein Mission Lifeline, der das Schiff betreibt, mitteilte, rechnete die Besatzung mit einer Ankunft in den frühen Morgenstunden des Heiligabends.
Zum Abschluss des letzten Rettungseinsatzes der „Sea-Eye 4“ in diesem Jahr warnte Isler vor einem Einbruch bei den Spendeneinnahmen. Eigentlich solle das Schiff im Januar direkt in die nächste Mission starten, sagte er. Doch die Finanzierung wegen eines Spendeneinbruchs um 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stehe auf der Kippe. „Wir sind deshalb in großer Sorge, im kommenden Jahr weniger Missionen durchführen zu können.“
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Seit Beginn des Jahres sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) etwa 2.000 Menschen bei der Überfahrt gestorben oder gelten als vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.