Frankfurt a.M. (epd). Die leitenden Geistlichen der evangelischen Kirche haben die Bedeutung des Weihnachtsfests als Fest der Hoffnung betont. „Wir feiern Weihnachten, um uns anstecken zu lassen von der Weihnachtshoffnung“, sagte der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, in seiner am Donnerstag in München veröffentlichten Weihnachtsbotschaft. Am Samstag feiern Christen in aller Welt die Geburt Jesu vor mehr als 2000 Jahren.
Das Jesuskind in der Krippe sei eine Botschaft von Gott, sagte Bedford-Strohm. Jesu Botschaft laute, sich nicht einreden zu lassen, „dass diese Welt im Dunklen endet, dass die Mächte der Dunkelheit den Sieg davontragen“.
Die EKD-Ratsvorsitzende, Annette Kurschus, beklagte die Notstände in deutschen Kinderkliniken. „Wer auf der Suche nach dem Sinn des Weihnachtsfests ist, sehe sich Bilder von einer Notaufnahme einer Kinderklinik an“, sagte die westfälische Präses in ihrer in Hannover veröffentlichten Weihnachtsbotschaft. Den Vers aus der biblischen Weihnachtsgeschichte „Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen“ sei für sie aktueller denn je, betonte die oberste Repräsentantin von rund 20 Millionen Protestanten in Deutschland. Der schreiende Säugling ohne Herberge halte den Menschen eindringlich vor Augen, worauf es ankomme.
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister rief dazu auf, mehr Hoffnung zu wagen. „Zur Hoffnung besteht - trotz allem - mehr als genug Anlass“, sagte der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Die Welt ist in vielen kleinen Momenten unseres Alltags oft besser, als wir sie sehen.“
Tagtäglich erlebten Menschen kleinere und größere Glücksmomente, die die Gegenwart von etwas Größerem erahnen ließen, sagte der Spitzenvertreter der mitgliederstärksten Landeskirche. Solche Erfahrungen wirkten zunächst nebensächlich gegenüber den grausamen Bildern aus der Ukraine und beunruhigenden Nachrichten von durchfrorenen Wintern und zunehmenden sozialen Verwerfungen in der Gesellschaft. „Aber auch diese Erfahrungen zählen“, unterstrich Meister.
Das Weihnachtsbild schlechthin sei in diesen Tagen ein Zelt in der ukrainischen Stadt Odessa, schrieb die kurhessische Bischöfin Beate Hofmann in ihrer in Kassel veröffentlichten Weihnachtsbotschaft. „Dort ist es nach der Zerstörung der Stromversorgung kalt und dunkel, die Menschen sitzen eng gedrängt in diesem spärlich erleuchteten Zelt und laden ihre Mobiltelefone am Notstromaggregat, wärmen sich etwas auf, tauschen Erfahrungen und Nachrichten aus.“
An Weihnachten feierten Christen die Menschwerdung Gottes, und Gott komme „gerade ins Dunkle, Zerbrochene, Erschöpfte, Furchtsame“, schrieb Hofmann. „Weihnachten ist die Lichtspur in der Dunkelheit, gerade da, wo kein Licht mehr angeht, weil der Strom zu teuer oder die Versorgung zerstört ist wie in der Ukraine.“
Der rheinische Präses Thorsten Latzel freut sich nach zwei Jahren Corona-Pandemie wieder auf Begegnungen im Weihnachtsgottesdienst. Es sei „gut und wichtig, dass sich die Menschen endlich wieder unmittelbar begegnen“, sagte er dem epd. „Die Begegnung von Angesicht zu Angesicht gehört ganz wesentlich zum Menschsein und zum christlichen Glauben dazu.“