Amnesty: Gewalt gegen Flüchtlinge an Grenze zu Melilla aufklären

Amnesty: Gewalt gegen Flüchtlinge an Grenze zu Melilla aufklären

Frankfurt a.M., Berlin (epd). Nach dem gewaltsamen Tod Dutzender Flüchtlinge und Migranten an der Grenze der spanischen Exklave Melilla dringt Amnesty International auf Aufklärung. Die Menschenrechtsorganisation warf den spanischen und marokkanischen Behörden am Dienstag in Berlin Versäumnisse bei den Ermittlungen vor. Laut einem von Amnesty veröffentlichten Bericht kamen bei der Gewalt gegen Schutzsuchende an dem Grenzzaun zu Melilla Ende Juni mindestens 37 Menschen ums Leben, 77 weitere gelten demnach noch als vermisst.

Am 24. Juni hatten mehrere Flüchtlinge und Migranten versucht, die von marokkanischem Staatsgebiet umgebene spanische Exklave Melilla zu erreichen. Dabei sollen vor allem die marokkanischen Sicherheitskräfte äußerst brutal gegen die Schutzsuchenden vorgegangen sein.

Laut dem Amnesty-Bericht, für den nach eigenen Angaben Zeugenberichte, Videos und Satellitenbilder ausgewertet wurden, haben Polizeikräfte Flüchtlinge unter anderem mit Steinen beworfen. Viele der Verletzten seien geschlagen und getreten worden, als sie schon auf dem Boden lagen. Auch spanische Sicherheitskräfte hätten laut einer Zeugenaussage verletzte Menschen über die Grenze nach Marokko zurückgedrängt. Die Behörden beider Länder hätten den Verletzten nicht die angemessene medizinische Hilfe zukommen lassen.

„Wir fordern Aufklärung darüber, wer die brutale und tödliche Gewalt gegenüber den Geflüchteten zu verantworten hat“, sagte die Amnesty-Asylexpertin Franziska Vilmar. Dass die Behörden ein halbes Jahr nach den tödlichen Ereignissen keine Untersuchungsergebnisse veröffentlicht hätten, gebe „den Anschein von Vertuschung“. Auch die EU müsse sich mit den Vorfällen befassen. Dabei müsse auch die spanisch-marokkanische Zusammenarbeit beim Grenzschutz auf den Prüfstand gestellt werden.

Die spanische Exklave Melilla liegt auf nordafrikanischem Boden umgeben von Marokko. Immer wieder versuchen Flüchtlinge und Migranten, die hintereinander gestaffelten hohen Zäune an der Grenze zwischen den Territorien zu erklimmen.