Göttingen (epd). Die Gesellschaft für bedrohte Völker hat anlässlich des Tages der Menschenrechte (10. Dezember) an die Verfolgung von Christen in islamisch geprägten Ländern erinnert. Besonders betroffen seien Konvertiten, sagte am Mittwoch der Nahostexperte der in Göttingen ansässigen Menschenrechtsorganisation, Kamal Sido.
Im Iran, wo viele junge Menschen auch wegen der Politik des islamistischen Regimes eine religiöse Heimat im Christentum oder im altiranischen Zoroastrismus suchten, würden Konvertierte massiv verfolgt, berichtete Sido. „Ihre Gottesdienste, die meist in Privaträumen stattfinden, werden gestürmt und die Teilnehmer verhaftet.“ Schätzungen zufolge gebe es mindestens 700.000 konvertierte Christen im Iran, die ihren Glauben meist im Untergrund praktizierten.
In der Türkei wurden Sido zufolge seit 2018 insgesamt rund 200 ausländische evangelische Pastoren und deren Familien ausgewiesen. Damit wolle die türkische Regierung die Entstehung regulärer Kirchen verhindern. Die türkischen Behörden sähen in jedem Konvertierten einen Agenten des Westens: „Eine absurde Einstellung, da die Türkei als Nato-Mitglied selbst zum Westen gehört und umfangreich von westlichen Staaten unterstützt wird.“
Auch in Katar seien christliche Konvertierte besonders gefährdet, erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker. Ihr Glaubenswechsel werde nicht anerkannt, und sie würden auch von ihren Familien unter großen Druck gesetzt, zum Islam zurückzukehren.
Das Emirat Katar finanziere und unterstütze zudem radikal-islamistische, sunnitische Gruppen. Diese unterdrückten, vertrieben oder ermordeten überall im Nahen Osten christliche Gläubige und Angehörige anderer religiöser Minderheiten. „Während des Kalten Krieges war Saudi-Arabien der wichtigste Geldgeber bewaffneter islamistischer Gruppen, Organisationen und Parteien“, sagte Sido. Diese Rolle habe nun Katar übernommen.