Berlin (epd). Das Potsdamer Abraham-Geiger-Kolleg hat die Gründung einer Stiftung als Trägerin der Rabbinerausbildung angekündigt. Deren Struktur sehe „eindeutige Mitwirkungs- und Kontrollregelungen“ vor, teilte Interims-Direktorin Gabriele Thöne am Montagabend in Potsdam mit. Geplant seien Aufsichtsgremien für religiöse und Verwaltungsfragen.
Der bisherige Rektor der Rabbinerausbildungsstätte, Walter Homolka, wird der Stiftung den Angaben zufolge nicht angehören. Er werde sich künftig der Forschung und der Tätigkeit als Professor der Universität Potsdam widmen. Die Leitung der Rabbinerausbildung gehe 2023 in neue Hände über. „Wichtig ist, dass das Rabbinerseminar seine Arbeit ungestört und erfolgreich fortsetzen kann - progressiv und unabhängig“, erklärte Homolka.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland will am Mittwoch Ergebnisse der Untersuchung über die Vorwürfe des Machtmissbrauchs und der sexualisierten Belästigung am Abraham-Geiger-Kolleg veröffentlichen. Homolkas Rechtsanwalt David Geßner warnte vor der Veröffentlichung vor einer Vorverurteilung seines Mandanten. Sollte im Bericht eine Stellungnahme Homolkas nicht berücksichtigt sein, würde aus seiner Sicht eine „massive Persönlichkeitsrechtsverletzung“ vorliegen.
Die Vorwürfe waren Anfang Mai durch einen Medienbericht bekannt geworden. Im Mittelpunkt stand ein ehemaliger Mitarbeiter des Instituts und des Abraham-Geiger-Kollegs. Das Rabbinerseminar an der Universität Potsdam wurde 1999 gegründet und bildet seit 2001 Geistliche der liberalen Strömung des Judentums aus.