Menschenrechtsbeauftragte Amtsberg will "zeitnah" nach Katar fliegen

Menschenrechtsbeauftragte Amtsberg will "zeitnah" nach Katar fliegen

Berlin (epd). Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg (Grüne), will ihre abgesagte Reise nach Katar bald nachholen. Amtsberg sagte am Montag im „Frühstart“ bei RTL/ntv, sie wolle „zeitnah“ im Anschluss an die Fußball-Weltmeisterschaft in das arabische Land fliegen. „Die Aufmerksamkeit wird weg sein, aber die Probleme natürlich nicht“, betonte sie. Die Situation von Arbeitnehmern, Gastarbeitern und weiblichen Hausangestellten bleibe kritisch. „Da muss man weiter Druck machen.“

Amtsberg wollte ursprünglich mit der für den Sport zuständigen Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zu Beginn der WM nach Katar reisen. Sie sagte die Mitreise allerdings ab, weil sie davon ausging, dass der Zeitpunkt nicht der richtige war, um mit der Regierung in Katar Gespräche zu führen.

Nun strebt Amtsberg an, dass Deutschland und Katar die UN-Wanderarbeiterkonvention gemeinsam unterzeichnen. Sie warnte davor, im Umgang mit Katar Doppelstandards anzulegen: „Wenn wir über die Verbesserung der Lage von mobilen Arbeitskräften reden, hat auch Deutschland noch ein bisschen was zu tun.“

Die Wanderarbeitnehmerkonvention zur Verbesserung der Lage von Migranten sowie Saison- und Gelegenheitsarbeitern wurde 1990 von der UN-Generalversammlung verabschiedet. 2003 trat sie in Kraft, aber Deutschland hat - ebenso wie Katar - die Konvention bislang weder unterzeichnet noch ratifiziert.

Mit Blick auf die Menschenrechtslage rund um die WM sagte Amtsberg, es gebe viele Berichte, dass Menschen nicht frei protestieren und bestimmte Symbole nicht gezeigt werden dürften. „Wir sehen schon, dass die katarischen Behörden sehr restriktiv vorgehen, vor allem, wenn Protestierende aus dem Iran sich bemerkbar machen.“ Dass Katar und der Weltfußballverband FIFA das Tragen der „One Love“-Binde verhindert hätten, zeige zudem, „dass man es zumindest nicht ernst meint mit Fairplay und Toleranz“.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und andere europäische Verbände wollten mit der bunten Kapitänsbinde ein Zeichen für Vielfalt zu setzen, sah jedoch wegen des FIFA-Verbots davon ab. Die WM geht am 18. Dezember zu Ende.