Osnabrück (epd). Der Osnabrücker Islamwissenschafter Michael Kiefer spricht sich für die Gründung einer Moschee-Stiftung aus. Sie sollte vom Staat finanziert werden, aber zugleich von ihm und den muslimischen Verbänden unabhängig arbeiten, sagte Kiefer dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zweck der Stiftung wäre die Bezahlung von in Deutschland ausgebildeten Imamen, die dann in Moscheegemeinden arbeiten könnten. „Mit 50 Millionen Euro pro Jahr könnte man 800 Imame in Vollzeit finanzieren“, sagte Kiefer,
Die bisherige Islampolitik, die Islaminstitute und -Studiengänge und sogar ein Islamseminar zur Ausbildung von Imamen hervorgebracht habe, kranke an einem Manko, sagte der Professor der Universität Osnabrück: „Keiner hat bedacht, wie es mit den Absolventen nach dem Studium weitergehen soll.“ Einzig die Lehramtsstudierenden hätten eine berufliche Perspektive. Die Moscheegemeinden hingegen hätten für studierte Imame kein Geld.
Sie seien froh, wenn ihre im Ausland ausgebildeten Imame auch von dort entlohnt würden. So entsende etwa die türkische Religionsbehörde Diyanet für Gemeinden des Verbandes Ditib Imame nach Deutschland und bezahle sie auch, sagte Kiefer. Dadurch entstünden Abhängigkeiten, die Deutschland eigentlich nicht wolle und die auch tatsächlich problematisch seien. „Wenn Deutschland die Finanzierung der Imame aus dem Ausland, etwa aus der Türkei, aber auch aus Katar oder Marokko nicht will, muss es selbst Geld in die Hand nehmen“, sagte der Wissenschaftler.
Die Stiftung wäre Kiefer zufolge ein unabhängiges Organ, das die Gelder nach vorher festgelegten Regeln verteilen würde, um etwa zu verhindern, dass Geld an Islamisten gezahlt wird. Nur Moscheegemeinden, die sich zum Grundgesetz bekennen, nicht aber Islamverbände, könnten Mitglieder sein. Ein Kuratorium, besetzt mit anerkannten muslimischen Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wissenschaft, sollte die Stiftung leiten.