Berlin (epd). Die Interims-Direktorin des Potsdamer Abraham Geiger Kollegs, Gabriele Thöne, hat den Wunsch des Rabbinerseminars nach Erneuerung bekräftigt. Die Vorwürfe des Machtmissbrauchs und der sexualisierten Belästigung hätten den Geist der Institution nicht berührt, sagte sie am Donnerstag in Berlin. Sie verwies in diesem Zusammenhang auf eine geplante neue Struktur für das Kolleg. Diese solle weniger an Personen gebunden sein und transparenter gestaltet werden, sagte sie anlässlich der Ordination von vier Rabbinern und zwei Kantoren.
Im Zusammenhang mit den Vorwürfen sexueller Belästigung erklärte die Interims-Direktorin, sie habe „auf informeller Ebene“ mit den ihr bekannten Betroffenen gesprochen. Es sei wichtig, nicht in „Sprachlosigkeit“ zu verfallen, sondern Transparenz herzustellen.
Die Vorwürfe waren Anfang Mai durch einen Medienbericht bekannt geworden. Im Mittelpunkt der Belästigungsvorwürfe stand ein ehemaliger Mitarbeiter des Instituts und des Rabbinerseminars Abraham Geiger Kolleg. Der Gründer des Kollegs, Walter Homolka, ließ sein Amt als Rektor ruhen. Das Rabbinerseminar an der Universität Potsdam wurde 1999 gegründet und bildet seit 2001 Geistliche der liberalen Strömung des Judentums aus.
Seit 2006 absolvierten den Angaben zufolge 47 Rabbiner und Kantoren ihre Ausbildung am Abraham Geiger Kolleg. Unter den 35 Rabbinern seien sieben Frauen, unter den zwölf Kantoren seien drei Frauen gewesen, hieß es. Von den insgesamt 47 Absolventen seien 27 in Deutschland tätig. Ein Rabbiner arbeitet demnach im Militärrabbinat. Die sechs neuen Absolventen stammen den Angaben zufolge aus Belarus, Brasilien, Großbritannien und der Ukraine.