Nürtingen, München (epd). Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm plädiert für eine intensive regionale Zusammenarbeit von Kirchengemeinden. Alle Erwartungen der Menschen an einem einzigen Ort zu erfüllen, sei nicht mehr zu leisten, sagte er am Mittwochabend bei einem Gastvortrag in der Evangelischen Stadtkirche St. Laurentius in Nürtingen (Kreis Esslingen). Während vor 70 Jahren klar gewesen sei, dass ein Gottesdienstbesuch nur in der klassischen Form am Sonntagmorgen möglich sei, habe sich die Lage heute komplett verändert.
Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) schilderte diese Lage in zugespitzter Form: Für die Menschen, die am Sonntag in die Berge wollten, brauche es einen Gottesdienst am Samstagabend. Der Gottesdienst am Sonntagmorgen sei für die Bruncher zu früh, sie wollten einmal in der Woche mit der Familie gemütlich frühstücken. Zum Gottesdienst um 11 Uhr in anderem Format gehöre für sie dann auch ein Krabbelgottesdienst für die Kleinen, ein Minigottesdienst für die Drei- bis Sechsjährigen und ein klassischer Kindergottesdienst für die Älteren. Um 17 Uhr brauche es einen Jugendgottesdienst mit Band und Lightshow, um 18 Uhr eine Thomasmesse für Zweifler und am Valentinstag um 20 Uhr einen Gottesdienst für Verliebte.
Wer ein solches Angebot alleine machen wolle, werde schon am Sonntagmittag völlig erschöpft sein, sagte Bedford-Strohm. Die einzige Möglichkeit sei die regionale Zusammenarbeit, bei der sich verschiedene kirchliche Angebote an nahegelegenen Orten ergänzten.
Bedford-Strohm äußerte sich auch zu den Festklebeaktionen von Klimaschützern. Er verstehe die Dringlichkeit ihres Anliegens, halte deren Vorgehen aber für die falsche Methode. „Man muss sich auf die Politik einlassen und darf nicht beim Protest stehen bleiben.“