Frankfurt a.M. (epd). Zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember haben Fachleute vor Rückschlägen beim Kampf gegen HIV und Aids gewarnt. Wegen der Folgen der Corona-Pandemie und des Krieges in der Ukraine sei die Bekämpfung der Immunschwächekrankheit ins Stocken geraten, erklärte die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung am Mittwoch. Wichtige Behandlungs- und Präventionsdienste seien unterbrochen. „Ärzte ohne Grenzen“ mahnte eine bessere Versorgung mit vorbeugenden Medikamenten an.
Der Welt-Aids-Tag wird seit mehr als 30 Jahren am 1. Dezember begangen. Mit ihm soll an die an HIV und Aids verstorbenen Menschen erinnert werden. Die Vereinten Nationen haben das Ziel aufgerufen, die Aids-Epidemie bis 203 zu beenden. Laut der UN-Organisation Unaids lebten 2021 noch rund 38,4 Millionen Menschen weltweit mit einer HIV-Infektion, etwas mehr als im Vorjahr. Rund 1,5 Millionen Menschen haben sich demnach neu mit HIV infiziert. Etwa 650.000 Kinder, Frauen und Männer starben 2021 im Zusammenhang mit einer Aids-Erkrankung.
Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung erklärte in Hannover, in den bevölkerungsreichsten Regionen der Welt, in Asien und dem Pazifikraum, steige die Zahl der Neuinfektionen. Wo sie zuvor rückläufig waren, im östlichen und südlichen Afrika, habe sich der Fortschritt der letzten Jahre deutlich verlangsamt.
Auch die Zahl der Menschen, die eine HIV-Behandlung erhalten, wuchs der Stiftung zufolge 2021 so langsam wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr. Zwar hätten drei Viertel aller HIV-Infizierten Zugang zu einer antiretroviralen Therapie, aber etwa zehn Millionen Betroffene hätten ihn nicht. Nur die Hälfte der 1,7 Millionen Kinder, die mit HIV leben, könnten mit lebensrettenden Medikamenten behandelt werden.
Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ rief dazu auf, Medikamente für alle Menschen zugänglich zu machen. Der Pharmakonzern ViiV stelle ein wirksames Präparat her, um Ansteckungen zu vermeiden. Das Medikament zur sogenannten Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP), mit dem sich nicht infizierte Menschen vor einer Ansteckung schützen können, sei wirksamer als bisherige Präparate. Es sei jedoch weder erschwinglich noch an Orten verfügbar, an denen es dringend benötigt werde.
Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung machte auch auf das besondere Risiko für die weibliche Bevölkerung aufmerksam. In Subsahara-Afrika gebe es mehr Teenagerschwangerschaften und eine Zunahme geschlechtsspezifischer Gewalt. „In Afrika südlich der Sahara ist die Gefahr, sich mit HIV zu infizieren, für Mädchen und junge Frauen fast dreimal so hoch wie für Jungen und Männer“, erklärte der Geschäftsführer der Stiftung, Jan Kreutzberg.