Weimar (epd). Die Klassik Stiftung Weimar will die Verbindung von Bauhaus und Buchenwald künftig genauer in den Blick nehmen. Moderne Gestaltung am Bauhaus und im Nationalsozialismus seien kein Widerspruch, sagte die Direktorin der Museen in der Klassik Stiftung, Annette Ludwig, am Montag anlässlich der Vorstellung eines neuen Audio-Angebots zur Opfergeschichte des Buchenwald-Häftlings Franz Ehrlich (1907-1984). Dieser sei als politisch Verfolgter im Konzentrationslager Buchenwald gewesen und habe nach seiner Entlassung 1939 als Architekt für die SS gearbeitet.
Die Annäherung sei schwierig und komplex, sagte Ludwig. Dennoch müsse sich auch die Bauhausforschung nach ersten grundlegenden Untersuchungen Anfang der 90er Jahre Buchenwald wieder verstärkt zuwenden. So plane die Klassik-Stiftung für 2024 eine Ausstellung zu „Bauhaus und Nationalsozialismus“. Dazu biete die am Montag vorgestellte App zu Ehrlichs Stationen in Buchenwald wichtige Anknüpfungspunkte.
Das App-Angebot führt zu Orten auf dem Lagergelände, die eine Verbindung zum Leben Ehrlichs haben. „Ein Widerstandskämpfer war er nach einer Entlassung nicht mehr, sondern mindestens Kollaborateur“, sagte der Direktor der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner. Ehrlichs Leben gehöre zu den „sperrigen Häftlingsbiografien“.
Der Architekt setzte seine Karriere auch in der DDR fort. Bereits in den 50er Jahren war er an mehreren staatlichen Bauprojekten beteiligt. So war Ehrlich etwa als Architekt des Außenwirtschaftsministeriums für den Bau von Botschaften zuständig, arbeitete in der DDR jedoch auch als freier Architekt.