Hildesheim (epd). Zahlreiche Betroffene von sexualisierter Gewalt haben am Donnerstagabend im katholischen Mariendom in Hildesheim eine Gedenkfeier veranstaltet. „Wir wollen gesehen und gehört werden“, sagte Mit-Initiator Norbert Thewes. Auf den Stufen zum Altar wurden Kerzen angezündet, für die mehr als 150 bislang bekannten Betroffenen im katholischen Bistum Hildesheim.
Für die Gedenkfeier bauten die Initiatoren auch eine symbolische Klagemauer aus Kartons vor dem Zugang zum Grab des früheren katholischen Bischofs Heinrich Maria Janssen (1907-1988) auf. Janssen war in einem Untersuchungsbericht schwer belastet worden, Missbrauchstäter aus den Reihen der Kirche gedeckt und sexualisierte Gewalt vertuscht zu haben.
Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer sagte, im Raum der Kirche sei so viel Unrecht, Leid und Verbrechen geschehen, dass viele Betroffene diesen erst gar nicht betreten könnten. Er wolle sich dem Thema der sexualisierten Gewalt in der Kirche stellen. Und er wolle zuhören, um eine winzige Ahnung von den Abgründen der Kirche und den vielen Verletzungen zu erlangen.
Thewes, der sich auch im Betroffenenrat einiger norddeutscher Bistümer engagiert, kritisierte die oft intransparenten Entschädigungszahlungen, die nicht in gerechter Art und Weise verteilt würden. Von Bischof Wilmer forderte er einen Fonds für „schnelle, unbürokratische und direkte Hilfe zum Überleben“ ebenso wie eine Ombudsstelle. „Wir sind auf einem Weg, aber wir müssen auch weitergehen.“ Die Kirche sei auch Täter-Organisation und habe daher viele blinde Flecken.
Das Bistum Hildesheim, gegründet 815, ist eine der ältesten katholischen Diözesen Deutschlands und umfasst mit seinen 30.000 Quadratkilometern weite Teile Niedersachsens sowie den Norden Bremens und Bremerhaven. Es umfasst 17 Dekanate und 119 Pfarrgemeinden. Bischofskirche ist der Mariendom in Hildesheim.