Hannover, Berlin (epd). Bei der Ordination von fünf Rabbinern und einem Kantor in Hannover hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Montag die historische Dimension des Festaktes gewürdigt. „Wer hätte sich vorstellen können, dass nach dem Menschheitsverbrechen der Schoah in diesem Land wieder Rabbiner ausgebildet würden? Dass in Deutschland wieder ein so vielfältiges, in die Zukunft gewandtes jüdisches Leben erstehen würde?“, fragte Steinmeier in der Synagoge der Jüdischen Gemeinde Hannover, wo die Ordination durch das orthodoxe Rabbinerseminar zu Berlin stattfand. Unter den zahlreichen Rednern war auch der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, der New Yorker Kosmetikkonzern-Erbe Ronald Lauder.
Steinmeier sagt, als Bundespräsident empfinde er es als Ehre und als großes Glück, der Feier beizuwohnen. „Für mich ist es ein Tag der Hoffnung und der Freude.“
Die in der Zeremonie in ihr Amt eingeführten Rabbiner stammen gebürtig aus Deutschland, England, Moldawien und aus der Ukraine. Sie arbeiten bereits in jüdischen Gemeinden in Berlin, Sachsen-Anhalt, Kiel, Köln und London. Ausgebildet wurden sie am orthodoxen Rabbinerseminar in Berlin. Das 1938 von den Nationalsozialisten geschlossene Seminar wurde 2009 mit Unterstützung des Zentralrats der Juden in Deutschland sowie der Ronald S. Lauder Foundation wiedereröffnet.
Lauder dankte Steinmeier für seine Teilnahme. Die Ordination in Hannover stehe für die Erneuerung einer uralten Religion, „die Fortführung einer Kette, die uns alle bis zu Abraham und Moses zurückführt“. Dass die deutsche Regierung jüdisches Leben fördere, sei nicht nur gut für Juden. „Es ist gut für alle Menschen, da wir jedes Land, in dem wir Juden leben, mit Handel und Kommerz, Wissenschaft, Medizin und Bildung sowie mit Musik, Literatur und Kunst bereichern“, sagte Lauder.
In Deutschland wurden erstmals 2009 wieder orthodoxe Rabbiner ordiniert. Durch den Zuzug orthodoxer Juden seit Beginn der 1990er wächst der Bedarf an Rabbinern und das Interesse an dem Beruf.