Frankfurt a.M., Buenos Aires (epd). Die langjährige Vorsitzende der „Mütter der Plaza de Mayo“, Hebe de Bonafini, ist tot. Die argentinische Menschenrechtsaktivistin starb am Sonntag (Ortszeit) im Alter von 93 Jahren, wie ihre Familie bekannt gab. Die Regierung des südamerikanischen Landes erklärte eine dreitägige Staatstrauer.
Bonafini sei „ein universelles Vorbild für Widerstand, Erinnerung und unnachgiebigen Kampf für die Menschenrechte“, hieß es in einer Mitteilung des Bildungsministeriums. Sie galt als bekanntestes Gesicht der Organisation, die von Müttern von Opfern der Militärdiktatur (1976-1983) im Jahr 1979 gegründet worden war.
Nachdem die Militärjunta 1977 ihre zwei Söhne verschleppt hatte, war Bonafini mit weiteren Müttern von Verschwundenen auf die Straße gegangen und hatte auf dem zentralen Platz „Plaza de Mayo“ vor dem Präsidentenpalast protestiert. Laut der Zeitung „Página 12“ wünschte sie sich, dass ihre Asche nach ihrem Tod auf genau jenem Platz verteilt wird.
Einmal die Woche machen die Frauen einen Protestmarsch mit weißen Kopftüchern als Symbol, zunächst aus Stoffwindeln gefaltet. Sie wurden verfolgt, angegriffen, einige ebenfalls verschleppt und getötet. Bonafini, auch sie immer wieder Ziel der Junta, hatte relativ schnell den Vorsitz der Gruppe übernommen. Ihre Söhne und eine Schwiegertochter gelten bis heute als vermisst.
Während der argentinischen Diktatur wurden nach offiziellen Zahlen mehr als 10.000 Menschen entführt oder ermordet. Menschenrechtsorganisationen sprechen von 30.000 Opfern, darunter viele, deren Schicksal bis heute unklar ist.
Nach dem Ende der Diktatur zerstritten sich die Mütter, und Hebe de Bonafini blieb Vorsitzende jener Gruppe, die den Tod der Verschwundenen nicht anerkennen wollte und sich gegen Amnestien richtete. Auch politische Differenzen zu einstigen Weggefährtinnen und -gefährten wurden immer größer. So gab sie nach den Anschlägen auf das World Trade Center am 11. September 2001 Freude zum Ausdruck. In vergangenen Jahren machte sie aufgrund ihrer großen Nähe und unkritischen Haltung zum früheren Präsidentenpaar Néstor und Cristina Kirchner Schlagzeilen und wurde wegen Veruntreuung angeklagt.