Frankfurt a.M. (epd). Hetze und Diskriminierung gegen transidente Menschen nehmen laut der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität vor allem im Internet zu. Dies reiche von Beschimpfungen bis hin zu sogenannten Konversionsversuchen oder Psycho-Folter, sagte die Vorsitzende Petra Weitzel dem Evangelischen Pressedienst (epd). „In den Netzwerken wird behauptet, wir seien gefährlich, pädophil oder trans* Frauen eine Gefahr für andere Frauen.“
Die alltäglichen Hürden sorgten für Angst vor dem offenen Leben im eigentlichen Geschlecht. Weitzel fordert mehr Polizeipräsenz auf den Straßen und mehr Aufklärung in den Schulen: „Bildung ist ein wesentlicher Faktor.“ Umfragen hätten gezeigt, dass sich dort, wo es derartige Kampagnen bereits gebe, mehr als 40 Prozent der Jugendlichen mit queeren Menschen solidarisierten, wenn diese angegriffen würden. In Regionen ohne schulische Aufklärungsarbeit seien dies nur 25 Prozent.
Auch am Arbeitsplatz brauche es mehr Unterstützung für Menschen in der sogenannten Transition, der Phase der körperlichen Angleichung an das Geschlecht. Dazu gehöre ein besonderer Kündigungsschutz, forderte Weitzel. Oft seien Kollegen zu Beginn der Transition noch unterstützend, doch wenn sich das Aussehen verändere, beispielsweise durch Barthaar-Entfernung, fange das Mobbing an. „Es ist ein schleichender Abstieg, die Menschen werden dann in die dunkle Besenkammer versetzt und ihnen wird auch der Kontakt zum Kunden verwehrt.“ Einige größere Unternehmen hätten bereits sogenannte Transitionsrichtlinien eingeführt, lobte Weitzel. Im Mittelstand sei aber noch „ganz viel Luft nach oben“.
Weitzel kritisierte zudem die gesetzlichen Bestimmungen in Deutschland, die das Leben von transidenten Menschen erschwerten. So gelte in Deutschland Transsexualismus laut offiziellem Diagnoseschlüssel des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte immer noch als psychische und Verhaltensstörung, obwohl die Weltgesundheitsorganisation diese Zuordnung bereits 2019 aufgehoben habe. „Das ist sozial- und menschenrechtlich eine Unverschämtheit“, sagte Weitzel.